Schwarze Punkte bei Meerwasserfischen - Was kann es sein? Wie kann man es behandeln?

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    Aus Gründen der Höflichkeit bitten wir das Geschriebene mit seinem Vornamen zu kennzeichnen, Danke, das Team der IG.

    • Schwarze Punkte bei Meerwasserfischen - Was kann es sein? Wie kann man es behandeln?

      Hallo zusammen,

      wie gestern angekündigt, hier die Zusammenschriebe meiner Recherche.

      Schwarze Pünktchen bei Meerwasserfischen

      Bitte beachtet, dass es sich hier um die Zusammenschriebe meiner Recherche zum Thema Schwarze Pünktchen bei Meerwasserfischen handelt. Der Text hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das genannte Medikament wäre meine persönliche Wahl, die Quellen empfehlen weitere Maßnahmen/Substanzen. Ich übernehme keinerlei Verantwortung für eventuelle Folgen einer Anwendung der hier genannten Inhalte.

      Die gute Nachricht: Krankheiten, die sich durch schwarze Punkte auf dem Fisch zeigen, scheinen weniger gefährlich/lebensbedrohlich zu sein als weiße Pünktchen.

      Nach meiner Recherche scheinen nur zwei verschiedene Möglichkeiten an Parasiten in Betracht zu kommen, die schwarze Punkte verursachen: Turbellarien oder Metacercarien. Sie sind nur zu unterscheiden, wenn man die Würmer selbst sehen kann, also aus der Cyste (dem eigentlichen schwarzen „Punkt“) rausholen kann (dafür scheint aber laut Justine 2009 das Töten des Fisches notwendig zu sein). Turbellarien haben Cilien, Metacercarien nicht. Die Unterscheidung scheint aber gar nicht so wichtig zu sein, wie sich in folgender Übersicht zeigt. Der Versuch, am lebenden Fisch den Parasiten aus einem Punkt zu holen und unters Mikroskop zu bringen, würde dem Fisch unnötig Stress verursachen und ist meines Erachtens nicht notwendig.

      Erste Möglichkeit: Turbellarien (Paravortex / Piscinquilinus)
      • Punkte sind unterschiedlich groß (Paravortex macht kleine Punkte, Pisciquilinius größere), Fots im Buch von Bassleer zeigen sehr kleine Pünktchen an einem Hawaiidoc, die Justine 2009 Publikation (siehe Quellen) beschreibt Pisciquilius als 2-4 mm große, erhabene Schwellungen am Fisch.
      • Die Parasiten breiten sich im Becken aus (innerhalb von 2 Wochen waren andere Fische befallen, laut Justine 2009).
      • Kupfersulfat hilft nicht.
      • Praziquantel Injektionen helfen. Möglich ist auch 0,75-1 mg/l 1 x dosiert und für 7 Tage belassen in einem Quarantänebecken oder mehrere Tauchbäder in 6 mg/l für je 1 Stunde. NICHT im Riffbecken anwenden, weil besonders schädlich für Stachelhäuter, und Erfahrungen mit anderen niederen Tieren anscheinend nicht vorhanden.
      • Ausrotten der Turbellarien aus dem Hauptbecken ist wohl schwer möglich, weil Überdauerungsstadien im Boden monatelang verbleiben können. Tipps sind das regelmäßige Absaugen des Bodens, Hyposalinität (wobei der Boden aufgerührt werden muss, damit der Saltzgehalt dort nicht lokal erhöht bleibt). Vielleicht helfen Fressfeine (Lippfische etc.). Weil die juvenilen Turbellarienwürmer frei schwimmen, um einen Wirtsfisch zu suchen, kann UV helfen, sie zu dezimieren?
      • Ergänzung von mir: Weil es Berichte gibt und meine eigene Erfahrung es bestätigt hat, dass ElimiPhos Rapid gegen andere Turbellarien hilft, könnte man versuchen, das Hauptbecken durch den Einsatz von ElimiPhos Rapid auch von diesem Turbellarien zu befreien.

      Zweite Möglichkeit: Metacercarien (digene Trematoden)
      • Bei schwachem Befall für den Fisch ungefährlich, eher ein optisches Problem.
      • Machen ebenso schwarze Beulen/Hautknötchen, die mit bloßem Auge sichtbar sind (ca. 1 mm). In anderen Abbildungen sahen sie aber auch größer aus.
      • Metacercarien sind eigentlich nur ein Zwischenstadium im Entwicklungszyklus der Trematoden, d.h. der Fisch ist Zwischenwirt. Um den Entwicklungszyklus vollständig durchzuführen und sich weiter zu verbreiten, werden eigentlich andere Wirte wie Schnecken und Vögel benötigt (der Vogel muss den befallenen Fisch fressen, im Vogel entwickelt sich dann der adulte Wurm), was die Ausbreitung im Aquarium eigentlich unmöglich macht. Nur Cercarien der Blutwürmer und der Familie Azygiidae entwickeln sich in Fischen (nur Süßwasserfische?) direkt zu erwachsenen Würmern. Alle anderen Arten entwickeln sich im Fisch zu Metacercarien. Als Metacercarien können die Larven lange überleben. Erst wenn sie von einem fischfressenden Lebewesen (Mensch, Raubfische, Vögel usw.) aufgenommen werden, entwickeln sich die Metacercarien weiter zum erwachsenen Wurm. Je nach Art befindet sich der Wurm dann im Darm, anderen Organen, der Muskulatur usw.
      • Geschlechtsreife Würmer könnten also nur von Fisch zu Fisch übertragen werden, wenn der zuerst befallene Fisch von einem zweiten Fisch gefressen wird und beide Fischarten für diese Trematodenart passende Wirte sind (sehr unwahrscheinlich im Aquarium!)
      • Eine Infektion sollte also eigentlich selbstlimitierend sein?!?! Eine Ausbreitung der Metacercarie selbst im Aquarium ist jedenfalls unmöglich.
      • Bei schwach befallenen Fischen ist es deshalb sinnvoll, auf eine Behandlung zu verzichten. Bei stark befallenen Fischen kann Praziquantel eingesetzt werden.
      • Michael Kuhn (siehe Quelle unten) hat Praziquantel (Droncit) aufgelöst und Futter darin eingeweicht, dann verfüttert. 6 Tage lang 2 x täglich. Behandlung im Riffbecken! Zusätzlich einen Putzerlippfisch eingesetzt.
      • Da sich bei ihm die Krankheit ausgebreitet hat, sind Metacercarien vielleicht eine Fehldiagnose gewesen und es waren eigentlich Turbellarien. Ist für die erfolgreiche Behandlung aber egal, beide Parasiten-Arten scheinen auf Praziquantel anzusprechen.
      • Andere genannte Möglichkeit: Concurat L im Quarantänebecken (7.5 g auf 600-100 l Wasser)

      Fazit: Es scheint nicht nötig, die Erreger genauer zu definieren, da bei beiden Praziquantel hilft. Beider Erreger scheinen den Fisch zumindest nicht schnell zu töten, so dass man Zeit hat, „sanftere“ Methoden auszuprobieren (UV, Putzerlippfische, andere Fische, die Turbellarien fressen, Immunsystem stärken, ElimiPhos rapid?). Wenn ein Befall sich ausbreitet, sind es sehr wahrscheinlich Turbellarien (nicht Metacercarien).

      Quellen
      Justine et al. 2009 hal.ird.fr/ird-00422976
      thesaltybox.com/forum/threads/…black-spot-disease.85875/
      point.pet/black-spot-oder-tang-krankheit-bei-fischen/
      drta-archiv.de/digene-saugwuermer/
      https://www.korallenriff.de/artikel/38_Die_Erfolgreiche_Behandlung_bei_Saugwrmern__Metacercarien.html#
      adfg.alaska.gov/static/species…es/black_spot_disease.pdf
      researchgate.net/publication/3…Scaphanocephalus_expansus
      LG, Pat
    • Wow, da hast du aber gut was zusammengetragen! Kompliment.
      Concurat L hatte ich mal im Nano-Riffchen gegen Convolutriloba eingesetzt (nur mit Wirbellosen), das einzige was ich beobachten konnte, war, dass Schlangensterne ca. 1 Stunde orientierungslos herumeierten, danach war der Spuk vorbei, alles andere war völlig unbeeindruckt. Die Schlangensterne nahmen auch keinen langfristigen Schaden.
      Concurat L hat auch nur eine kurze Halbwertszeit, muss deswegen immer frisch angerührt werden.
      Viele Grüße,
      Steffi :Krabbe:
      Steffis Nanos
    • Danke, Steffi, eine super Ergänzung! Damit könnte man ja evtl. auch bei einem starken Befall dann das Becken sanieren! Wenn die Probleme bei der Anwendung gegen die üblichen Plagegeister nicht vom Mittel selbst kommen, sondern von den Massen an absterbenden Planarien, dann dürfte ein Einsatz gegen die parasitischen Turbellarien ja recht unproblematisch sein, weil die ja nicht in solchen Massen im Becken sind wie die anderen.

      Und ja, Harald, ich hoffe es hilft mal jemandem, der es braucht - wobei es wirklich sehr selten vorzukommen scheint. Aber man kommt ja auch von "draußen" beim googeln drauf, richtig?

      Einen schönen Sonntag in die Runde :)
      LG, Pat
    • OT: Bei den Convolutriloba wird ja dazu geraten, alles was man erwischen kann, vorher abzusaugen. Weil wenn die sich auflösen, wird's giftig. Da der Wirkstoff ja nicht lange wirkt, kann man nach einer Stunde einen großzügigen Wasserwechsel machen oder A-Kohle laufen lassen. Bei Convolutriloba muss das ganze aber nach ca. 10 Tagen noch mal wiederholt werden, da die ja auch Eistadien haben und die nicht erwischt werden.
      Bei Concurat L kann man sich auch ein Rezept holen oder bei einem Geflügelzüchter mal lieb fragen, Geflügel bekommt das zur Entwurmung. Und der 7,5g-Beutel reicht ja für 1000 Liter.
      Viele Grüße,
      Steffi :Krabbe:
      Steffis Nanos