Umkehrosmose - mal ein wenig größer

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    Aus Gründen der Höflichkeit bitten wir das Geschriebene mit seinem Vornamen zu kennzeichnen, Danke, das Team der IG.

    • Umkehrosmose - mal ein wenig größer

      Umkehrosmosetechnik (RO) hat sich seit Jahrzehnten fest in der
      Wasseraufbereitung etabliert. Fast jeder Aquarianer hat eine
      RO-Kleinanlage, um die Grundlage für optimales Meerwasser zu schaffen.
      Für größere Vorhaben müssen auch die RO-Anlagen wachsen. Gestern ist bei uns eine Anlage mit einer Kapazität von 5 m3/h auf den Weg nach Polen gegangen.


      links: Druckerhöhungsanlage, um den Vordruck zu erzeugen
      rechts: Umkehrosmoseanlage im Testbetrieb

      Prinzpiell sind Großanlagen genauso aufgebaut, wie die kleinen bekannten Anlagen für die Aquaristik: Vorfilter, Druckpumpe und Umkehrosmosemodule. Unterschiede zu Kleinanlagen sind die kundenspezifische Ausstattung und die exakte Anpassung des RO-Arrays an das vorhandene Rohwasser. Gesteuert wird der gesamte Prozess mittels Mini-SPS.
      LG Burkhard
    • Hi Niklas,

      da große ROs normalerweise kundenspezifisch designed werden, kann ich die Frage nicht beantworten. Die Reinigungsleistung kann man doch schön über die Leitfähigkeit messen (bei gleichem Ausgangswasser). Je niedriger der Wert, desto sauberer das Wasser.

      Ein paar Testdaten zur obigen 5 m3/h-Anlage sind:
      Array: 5 x 8040 (also einstufig)
      Leistung: 5 m3/h bei 500 µS/cm
      Rückhaltung: 98,9%
      Ausbeute: 76%
      entspricht einem Abwasser-Reinwasser-Verhältnis von 1 : 3,1
      Arbeitsdruck: 9,0 bar bei 13,9°C (also low pressure system)
      Konzentratdruck: 7,5 bar
      Anschlussleistung: 4 kW
      Sicherstellung der Überströmung durch Konzentratrückführung
      vorgeschaltete Enthärtungsanlage
      Resthärtkontrolle
      Kontrolle von Vordruck, Permeat- und Konzentratflow
      Steuerung: Mini-SPS (Siemens logo!)
      LG Burkhard
    • Letzte Woche war ich im Orientarium, gelegen im polnischen Lodz, und habe mir mal die installierten Geräte angeschaut und einige Fragen beantwortet, Problem geklärt und natürlich allgemeine Kundenpflege betrieben. Neben zwei Ultrafiltrationsanlagen, die die Rückspülwassermengen der Sandfilter für die Süß- und Meerwasserkreisläufe aufbereiten, ist auch eine Umkehrosmoseanlage mit vorgeschalteter Enthärtung aufgebaut.
      In den Meerwasseraquarien hat sich auf allen weißen Kalksandschichten ein Belag von braunem Aufwuchs gebildet. Nicht so stark als dass die Tiere belästigt werden, jedoch ist der optische Eindruck mangelhaft. Man sah sehr schön, wo sich grabende Tiere aufhielten; dort war der Sand wieder schön weiß.
      Also zur Ursachensuche: die Kieselsäurewerte der Meerwasseraquarien lag überall um 0,8 mg/l. Die Quelle wurde bei dem verwendeten Salz vermutet. Die Betreiber wollten die Marke wechseln, um bessere Erfolge zu erzielen. Nachdem einige ICP-Analysen heraus gekramt wurden, fiel mir auf, dass im Umkehrosmosewasser ebenfalls eine Konzentration von 0,8 mg/l Kieselsäure enthalten ist. Bei der Auslegung der Umkehrosmoseanlage 3 Jahre zuvor wurde die Kieselsäurekonzentration des Leitungswassers als nicht nachweisbar angegeben. Eine neuere ICP-Messung des Trinkwassers brachte fast 8 mg/l zu Tage. Kieselsäure wird gern einmal von Wasserwerken als Korrosionsschutzmittel eingesetzt: schön für die Leitungen, schlecht für Meerwasseraquarien. Obwohl die installierte AquaCare-RO-Anlage eine allgemeine Rückhalterate (gemessen über Leitfähigkeit) von 98,9% hat, reicht selbst dieser sehr hohe Wert nicht aus, um Kieselsäure auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Man muss bei Kieselsäure mit Rückhalteraten von 70-80% rechnen, vorausgesetzt: die Anlage ist gut. Die bei der installierten Anlage gemessene SiO2-Rückhalterate von 90% ist außergewöhnlich und ich würde diese Rate niemals garantieren. Trotzdem muss eine weitere Aufbereitung installiert werden. Es werden wohl eine Permeatverwurfeinrichtung und ein Mischbettfilter hinter die Anlage installiert werden. Dann ist endlich Ruhe mit den braunen Belägen.
      Dieses Beispiel zeigt schön, dass die Probleme von Großaquarien und Hobbyaquarien recht ähnlich sind und es jederzeit Überraschungen geben kann.

      Die Umkehrosmoseanlage (rechts) mit der vorgeschalteten Enthärtung (links sieht man den Salztank).


      Das Korallenriffaquarium von oben. Es wird ausschließlich mit LED betrieben. Die ersten Korallen wurden eingesetzt und gedeihen. Bei der Lichtstärke ist jedoch noch Luft nach oben.


      Catwalk unter dem die Lampen installiert sind.
      LG Burkhard
    • Habe gerade mal in den Planungsunterlagen gekramt. Für das Korallenaquarium waren folgende Auslegungsdaten vorhanden:
      Volumen: 250 m3
      Grobfiltration über Sandfilter: 2 Stück à 76 m3/h. Das Rückspülwasser wird von allen Meerwassersystemen gesammelt und über eine Ultrafiltration sterilfiltriert, damit dieses Wasser wieder als Spülwasser verwendet werden kann; Ausbeute ca. 95%. Krankheiten können durch die UF nicht von einem System zum anderen übertragen werden. Täglich werden mehrere hundert Kubikmeter Wasser (und Salz) eingespart.
      Abschäumer: 2 Stück à 110 m3/h mit Ozon.
      Rieselfilter als Entgasungstufe.
      UV im Hauptkreislauf.
      Phosphatadsorber im Standby.
      Gelöstkalkversorgung über Turbo-Kalkreaktor Größe 6.

      Der obligatorische Unterwassertunnel: links das Haibecken, rechts das Korallenbecken.


      Ultrafiltrationsanlagen: links für Süßwasserkreisläufe mit 8 m3/h Leistung - rechts für Meerwasser mit 12 m3/h.


      Turbo-Kalkreaktor Größe 6 mit 250 l/h Durchfluss. Steht zurzeit auf 5% der Maximalleistung. Das wird sich aber ändern, wenn alle Korallen eingesetzt wurden und anfangen zu wachsen.


      Die Entgasungstanks (Rieselfilter). Um ein Gefühl für die Größenordnung zu bekommen: die Technikraumhöhe liegt ein Stück über 4 Meter.
      Wer mal nach Lodz kommt, sollte unbedingt das Orientarium besuchen. Es lohnt sich!
      LG Burkhard
    • Nun hat es auch unsere Umkehrosmosereihe HP 250 bis 1000 l/h erwischt: ein Face-Lifting. Diese mittelgroßen Anlagen haben nun auch gravierte Beschriftungen, Mehrzweckhalter und farblich gekennzeichnete Druckschläuche. Die Steuerung ist auf den neusten Stand der Elektrotechnik angepasst, wie z.B. ein Überspannungsschutz. Erweiterungen wie Resthärtekontrollgerät, Rohwasserverschneideventil, Drucktanksteuerung und Permeatverwurfventil sind nachrüstbar.

      LG Burkhard