Kleine Süßwassernadel - Enneacampus ansorgii

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    Aus Gründen der Höflichkeit bitten wir das Geschriebene mit seinem Vornamen zu kennzeichnen, Danke, das Team der IG.

    • Kleine Süßwassernadel - Enneacampus ansorgii

      Harald schrieb:

      Magst du etwas über die Zucht und Haltung der Nadeln im Süßwasser Bereich schreiben?
      Gut, wenn du meinst. :)

      Nachdem ich 2010 aus Zeitgründen meine 1200-l-Meerwasseranlage abgebaut und nur noch kleine Becken mit Salzwasser hatte, habe ich mir einen länger gehegten Traum erfüllt: Pflege und Zucht der Kleinen Süßwassernadel (Enneacampus ansorgii). Die Art kommt in küstennahen Bächen und Flüssen in Westafrika vor und wird in der Regel 10 – 12 cm groß, in Ausnahmefällen auch einmal bis zu 15 cm. Die von mir gehaltenen Tiere blieben alle unter 12 cm.

      Ich bereitete ein 160-l-Aquarium vor mit Sandboden und Pflanzen, die eine etwas höhere Wasserhärte und einen leichten Salzzusatz vertragen. Insbesondere Vallisnerien haben sich hier als ausgezeichnet geeignet erwiesen, aber auch Anubias oder Limnophilas. Gefüllt wurde es mit VE-Wasser, aufgesalzen mit Mineralsalzen und wenig Meersalz (KH 5-6, GH 13-14, Meersalzzugabe 1 Teelöffel auf 10 l, Temperatur 25 – 26° C). Oft wird empfohlen, die Fische in Brackwasser zu halten, die meisten Züchter halten aber wenig bis nichts davon – ich auch nicht. Als Putztrupp wurden diverse Schnecken und Süßwassergarnelen eingesetzt, die sich um die Futterreste kümmern sollten. Keine anderen Fische.

      Im Winter 2010 war es dann so weit. Ein sehr netter und kompetenter Züchter traf sich mit mir auf einem finsteren Autobahnparkplatz in der Oberpfalz und eine Styroporkiste wechselte im Schutz der Dunkelheit gegen Barzahlung von einem Kofferraum in den anderen. Einige Leute haben dabei ganz komisch zugeguckt, aber bevor ein SEK aufmarschierte, haben sich die verdächtigen Subjekte rasch entfernt.

      Die 3 Männchen und 3 Weibchen waren bereits ziemlich ausgewachsen. Es gibt eine braune und eine grüne Farbform, ich hatte in meiner Lieferung beide Varianten. Die Fische können sehr lange bewegungslos an Ort und Stelle verweilen, vor allem, wenn ständig Futter im Becken ist und immer wieder ein Happen vorbeikommt. Haben sie aber Hunger und es kommt Futter ins Becken, rühren sie sich auch einmal – sofern unbedingt nötig. Nur beim Balzen kommt etwas Bewegung in die Tiere. Die Fischchen sind also nichts für Leute, die es eher betriebsam und hektisch mögen.



      Gefüttert wurden die Nadeln mit Moina, Artemia, Copepoden, Cyclops und Wasserflöhen – alles aus eigener Zucht. Sehr gern genommen wurden weiße Mückenlarven. Manchmal kann man lesen, dass die Nadeln diese nicht gut vertragen würden. Derartiges habe ich nicht festgestellt. Richtig ist aber, dass sie ausschließlich Lebendfutter fressen, wobei ich den Eindruck hatte, dass die (Süßwasser-)Moina am beliebtesten waren. Für die erhofften Nachzuchten hatte ich Kulturen mit Pantoffeltierchen, „Rettichtierchen“, Essigälchen und Mikrowürmchen vorbereitet. Und das war gut so, denn schon wenige Wochen nach dem Einsetzen der Alttiere zeigten sich zu meiner Verblüffung und Freude die ersten Jungtiere. Einige habe ich separat aufgezogen, andere blieben im Aquarium, alle wuchsen heran. Natürlich war es erforderlich, im Aquarium stets eine gewisse Futterdichte mit den genannten Futtertieren und Artemianauplien aufrecht zu erhalten. Das macht eine schlagkräftige Putztruppe unentbehrlich, wobei der Garnelennachwuchs auch noch ein gutes Zusatzfutter darstellt. Häufige und großzügige Wasserwechsel sicherten die notwendigen guten Wasserwerte.

      Ich konnte eine stattliche Anzahl an Jungtieren großziehen und weiter vermehren.




      Hier ein Größenvergleich Jungnadel : weißer Mückenlarve



      Die meisten herangezogenen Süßwassernadeln habe ich aus Platzmangel abgegeben. Aber eines Tages bahnte sich die Katastrophe an. Erst fiel mir auf, dass Jungtiere nicht mehr wuchsen und einfach starben. Dann griff das Ganze auch auf die ausgewachsenen Tiere über. Sie verweigerten die Nahrungsaufnahme und starben ohne äußerliche Anzeichen. Das ganze Elend verlief sehr schnell. Ich habe noch versucht, Tiere mit verschiedenen Maßnahmen (Frischwasser, höherer Salzgehalt, antibakterielle Mittel) zu retten. Erfolglos. Am Ende war der gesamte Bestand dahingerafft, ich vermute eine bakterielle Ursache oder ein anderes Problem des Darmtrakts. Dem Züchter, von dem die Tiere stammen, ist so etwas noch nie untergekommen. Später habe ich irgendwo gelesen, es gebe keine kranken Enneacampus, nur lebende oder tote. Will heißen, wenn sie an etwas leiden, sterben sie schnell ohne Rettungsmöglichkeit. Ob das immer so ist, weiß ich nicht, aber bei mir war es damals so.

      Enneacampus ansorgii ist ein wunderbarer Fisch für Leute, die

      - nicht immer beim ersten Blick ins Becken gleich einen Fisch sehen müssen,
      - die Mühe von Lebendfutterzuchten nicht scheuen
      - Freude an besonderen Nachzuchten haben und
      - im Falle eines Falles auch mit Enttäuschungen leben können.

      Trotz des Misserfolges am Ende bereue ich das Projekt Enneacampus ansorgii keineswegs. Und beim Schreiben dieses Berichts und Betrachtung der Bilder fällt mir ein, dass ich ein 60 x 60 x 40 cm Becken leer herumstehen habe. Das wäre fast ideal… : gruebel : :pfeifen:

      Gruß

      Wolfgang
      Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!