Keimbelastung von Zooplankton

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    Aus Gründen der Höflichkeit bitten wir das Geschriebene mit seinem Vornamen zu kennzeichnen, Danke, das Team der IG.

    • Hallo Anke,
      nix zu danken.
      Die Keimbelastung kann man durch die Fütterung mit lebendem Phytoplankton beeinflussen. Einige Algen geben beim Stoffwechsel abiotische Wirkstoffe frei. Das ist bei manchen Futtertieren gut, bei Copepoden ist mit falscher Algenwahl mit Verlusten zu rechnen. Bei Copepodenzucht vor allem immer darauf achten, dass das Phyto nicht zu alt ist. Harpactide Copepoden nehmen zwar auch Algen auf, benötigen aber immer Biofilme. Das ist die Ursache, warum in frischen Behältern die Vermehrung nicht so richtig funktioniert und das ganze nicht allzu clean sein darf. Anders bei calanoiden Copepoden die überwiegend Phytoplankton und aufgewirbeltes Detritus aufnehmen, hat hier die Algenart und Alter der Algenkulturen neben keim armer Haltung entscheidenden Einfluss auf die Lebensdauer und Reproduktion. Es gibt Algen, die möglicherweise als giftig oder unangenehm empfunden werden, andere sind ausgesprochen anziehend auf die Copepoden. Hier hilft mitunter ein Tropfen verdünntes Ammoniumsulfat (E517) in der Kultur...
      Bei Artemia ist es so, dass juvenile Tiere profitieren, wenn adulte Tiere mit im Behälter sind, da diese den Mulm immer wieder aufwühlen und so filtrierbares Futter bereitstellen. Hier ist immer gut, wenn man eine Alge mit verfüttert, die abiotische Wirkstoffe ans Wasser abgibt. Dann kann man bei Artemia eine viel höhere Dichte als Mittel zur Unterdrückung unerwünschter Organismen einsetzen. Einige Mitbewohner der Futterzucht haben natürlich ebenfalls Einfluss auf das Milieu. Zum Beispiel Euplotes, ein Bakterien fressender Organismus. Der aber wiederum bei Massenvermehrung auch als Futterkonkurrent in Erscheinung tritt...
      LG Dietmar
      FG Meeresaquaristik Berlin-Brandenburg
    • Hallo Sven,
      warum Ammonium? Das hängt mit dem natürlichen Verhalten von calanoiden zusammen. Normalerweise meiden Zooplankter Wasserkörper, wo übermäßig Phytoplankton Populationen vorherrschen. Das scheint für die Tiere unangenehm oder schädlich zu sein- durch die Stoffwechselprodukte der Algen. Das gleiche gilt für Fische, die solche Regionen vermeiden weil sie da kein Futter finden. Das ist aus der Fischerei bekannt.
      Zum Ammonium gibt es fundierte Untersuchungen, dass calanoide in Gebiete einwandern, die Ammoniak angereichert sind. Wenn eine "sterile Kultur" angesetzt ist, fühlen sich die Tiere nicht wohl und verweigern die Nahrungsaufnahme. Der Grund ist wie ich anfangs schon nannte im natürlichen Verhalten begründet. Wenn Du das Ammonium in stark verdünnter Form dem Kulturbehälter zugibst, dann ändert sich das.
      Warum soll Phytoplankton nicht zu alt sein? Die in den Zellen gebildeten Inhaltsstoffe und die Stoffwechselprodukte lösen bei Aufnahme durch das Futtertier enzymatische und hormonelle Prozesse aus, welche sich auf Gonadenbildung usw. auswirken. Copepoden bilden dann Dauerstadien aus oder beenden ihren Lebenszyklus durch Umstellung des Stoffwechsels, geschlechtlicher Vermehrung usw. Sie stellen sich auf sich verschlechternde Umweltbedingungen ein die durch Algen und ihre Inhaltsstoffe ausgelöst werden.
      Quelle: Bainbridge R. : Studies of the Interrelationships of Zooplankton and Phytoplankton. J. mar. biol. Ass. U.K. 32 (1953) 385
      Bainbrigde R.: The Size, Shape and Denisty of Marine Phytoplankton Concentrations. Biol. Rev. 32 (1957) 91
      LG Dietmar
      FG Meeresaquaristik Berlin-Brandenburg
    • Hallo Dietmar,

      ich habe Deinen Beitrag mal jemanden gesendet mit der Bitte um Stellungnahme, hier das Ergebnis:

      Warum Ammonium? Das hängt mit dem natürlichen Verhalten von calanoiden zusammen. Normalerweise meiden Zooplankter Wasserkörper, wo übermäßig Phytoplankton Populationen vorherrschen. Das scheint für die Tiere unangenehm oder schädlich zu sein- durch die Stoffwechselprodukte der Algen. Das gleiche gilt für Fische, die solche Regionen vermeiden weil sie da kein Futter finden. Das ist aus der Fischerei bekannt.
      Das hängt von der Algenblüte ab, Red Tide (Giftig) oder Kieselalgen oder Grünalgen, jede Algenblüte zieht anderes Zooplankton mit sich. Calanoide neigen zu Kieselalgen. Giftige Algenblüten (Dinoflagellaten) werden von den meisten Lebenwesen gemieden. Ungiftige Algenblüten führen zu einer nachfolgenden Zooplanktonblüte. Das bedeutet wenn Ammonium im Meer steigt und das Sonnenlicht zunimmt -> Phytoplanktonblüte ->Zooplanktonblüte. Es macht Sinn, dass so Zooplankton geringen Ammonium-Konzentrationen folgen, da es Nährstoff für Phytoplankton ist. „ Es ist also Nahrung im Anmarsch“


      Zum Ammonium gibt es fundierte Untersuchungen, dass calanoide in Gebiete einwandern, die Ammoniak angereichert sind. Wenn eine "sterile Kultur" angesetzt ist, fühlen sich die Tiere nicht wohl und verweigern die Nahrungsaufnahme.
      Hängt auch mit Mangel an guten Bakterien zusammen.


      Der Grund ist wie ich anfangs schon nannte im natürlichen Verhalten begründet. Wenn Du das Ammonium in stark verdünnter Form dem Kulturbehälter zugibst, dann ändert sich das.
      Kann gut sein…Zu viel Ammonium hingegen ist einfach giftig, dass als Ammoniak die Zellmembranen durchdringt.

      Warum soll Phytoplankton nicht zu alt sein? Die in den Zellen gebildeten Inhaltsstoffe und die Stoffwechselprodukte lösen bei Aufnahme durch das Futtertier enzymatische und hormonelle Prozesse aus, welche sich auf Gonadenbildung usw. auswirken.
      Alten Zellen lösen sich einfach auf und sind nur teilweise als nährreiche partikuläre Subtanz verfügbar. Gelöste Subtanzen fördern das Wachstum von schlechten Bakterien und Cilliaten.


      Copepoden bilden dann Dauerstadien aus oder beenden ihren Lebenszyklus durch Umstellung des Stoffwechsels, geschlechtlicher Vermehrung usw. Sie stellen sich auf sich verschlechternde Umweltbedingungen ein die durch Algen und ihre Inhaltsstoffe ausgelöst werden.
    • Hallöle,

      ich setze neuen "sterilen" Kulturen beim Start immer etwas Special Blend zu, das sind zwar keine Biofilme aber "gute " Bakterien die den Cops so wenigenstens ein bisschen Wohlgefühl verschaffen sollten....
      Obs was nützt? :unknown: Ich hoffe dass sich so Biofilme schneller bilden können.
      Märkische Grüße

      Anke :bye:

      FG Meeresbiologie Berlin
    • Hallo Sven,
      vielen Dank für Dein hinterfragen. Man sollte grundsätzlich zwischen calanoiden und harpctiden Copepoden unterscheiden, denn die Haltung zur Zucht als Futtertier ist erheblich abweichend. Wie Du schon schreibst, kommt es mit der Zeit zu Problemen mit der Anreicherung von Stoffwechselprodukten. Und bei calanoiden kommt das Problem ihrer Tag- und Nachtrhytmik dazu, die eine Wanderbewegung hervorruft. Dazu benötigt man neben recht hohen Behältern und natürlich wie Du schon schreibst das richtige Phytoplankton (bzw. Mischkulturen) weitere Bestandteile im Wasser. Grundsätzlich ist die Wasserbelastung bei calanoiden auf einen recht niedrigen Level zu halten und das gelingt eigentlich nur bei Systemen, die einen permanenten Wasseraustausch machen und das Wasser aufbereiten (Ist ein Arbeits- und Kostenfaktor). In der Regel kommen bei der Futterzucht Behälter ohne Wasseraufbereitung zum Einsatz mit dem Ergebnis, dass man die gleichen Probleme hat wie bei der Massentierhaltung: Keimbelastung und Anreicherung unerwünschter Stoffwechselprodukte. Hier sehe ich einen wichtigen Ansatzpunkt um die Futtertierzucht zu verbessern, was letztendlich unseren Fischen zugute kommt. Und es wird die Futterpalette erheblich erweitern so dass auch Futtertiere effektiv züchtbar sind, wo man momentan noch viel Arbeitsaufwand hat. Zum Beispiel Trennung juvenil/adulte Tiere wenn sie kannibalisch sind usw. Nun ja, das ganze setzt einen gewissen Aufwand voraus und wird sich nicht rechnen, wenn man keine ausgesprochenen Exoten züchtet...
      Gute Bakterien, das ist ja auch so eine Sache. Spontan fallen mir nur probiotische Bakterien ein. Kann man machen aber so richtig steuern kann man das nicht. Normal wären Hefen und Pilze sowie viele weitere Bestandteile im Wasser wie Hormone, Enzymverbindungen, Vitamine und eine große Palette an verschiedenen Nährmitteln wie sie im Naturwasser vorhanden sind. Hier würde sich eine gelegentliche Gabe Naturwasser durchaus sinnvoll erweisen.
      Aber das soll als Denkansatz erst mal genügen.
      LG Dietmar
      FG Meeresaquaristik Berlin-Brandenburg