Hallo Gemeinde
Ich möchte hier mal meine Gedanken zu einer möglichen Einfahrphase niederschreiben. Dieser Thread soll auch eine Weiterführung zu dem Artikel von Ben und mir sein, Eine kleine Hilfe für den Einstieg in die Meerwasser-Aquaristik.
Zunächst sollte man sich klarmachen, dass wir in der Regel einen Ausschnitt aus einem Riff darstellen wollen, also einem hochkomplexen Lebensraum mit einer Unzahl verschiedenartiger Organismen.
Jeder von uns, zu mindestens gehe ich davon aus, hat schon ein Buch über die Meerwasseraquaristik gelesen. Um auch das klar heraus zu stellen, so soll es sein um sich mit den Grundlagen vertraut zu machen, was auch gut so ist, aber bitte vor dem Start eines Meerwasseraquariums. Ich für mich persönlich habe festgestellt, dass der Anfänger von heute leider sehr wenig weiß, als noch vor ein paar Jahren. Vielleicht liegt es ja daran dass die schöne bunte Internetwelt dem Kunden einfach nur erzählt, dass man sich nur die richtigen Sachen kaufen muss und nach vier Wochen ist Friede Freude Eierkuchen. Die Industrie tut mit Ihren Wässerchen, Pülverchen und Mittelchen ein Übriges dazu, den Leuten eine solche Philosophie schmackhaft zu machen. Jeder der länger dabei ist, weiß eigentlich dass es so nicht ist, und das Abenteuer Meerwasseraquaristik endet in Frust und Enttäuschung. Vielleicht trägt diese kleine Abhandlung bei dem einen oder anderen zum besseren Verständnis bei, dann hat sich meine Zeit dafür in jedem Fall gelohnt. Um nochmal auf die Bücher zurück zukommen, eine wirklich gute Buchreihe ist das Korallenriff Aquarium von Nilsen / Fossa und das Buch Meerwasserchemie von A. Glaser. Sicher für den Anfang manchmal schwere Kost, aber wenn diese Bücher gelesen sind, ist es viel leichter mit dem Start eines Meerwasseraquariums.
Nun kommen wir zum Pudels Kern. Ich möchte aber gleich betonen dieser / mein Weg muss nicht allgemein gültig sein. Was ich gleich erwähnen möchte, wie schon oben geschrieben, vergesst aus meiner Sicht die ganzen Mittelchen die uns der Handel liebend gerne auf das Auge drücken möchte, bzw. in das Aquarium schütten möchte. Frisch angesetztes gutes Meersalz hat mit Sicherheit genug Spurenelemente, so dass ich diese in der ersten Zeit nicht benötige. Interessant ist auch in diesem Zusammenhang natürliches Meerwasser, das aber zurzeit wohl nur für die Nanoaquaristik bezahlbar ist. Weiter ist es aus meiner Sicht völlig unerheblich welches Gestein für den Start verwendet wird. Ich persönlich nutze nur Todgestein und einige Bröckchen Lebendgestein. Dieses Lebendgestein ist in der Regel mehr als genügend als Substratträger für unsere Korallen vorhanden, von daher braucht es nicht überteuert eingekauft werden. Was aber meiner Meinung nach von Anfang vorhanden sein sollte ist ein Phosphat und Silikatadsorber. Ich möchte auch kurz erklären warum.
Gehen wir an dieser Stelle auf die Organismen ein, deren Vermehrung wir uns wünschen und solche, die wir möglichst nicht haben wollen. Zum Zwecke der Übersicht stelle ich das relativ einfach vor.
BAKTERIEN
Zunächst entwickeln sich die Nitrifikanten, in sauerstoffreichen (oxischen) Verhältnissen lebende Bakterien, um Ammonium über Nitrit zu Nitrat zu oxidieren. Diese Bakterien produzieren Biofilme. Danach entwickeln sich die Denitrifikanten, Bakterien welche unter anoxischen Bedingungen Nitrat zu N2 umarbeiten. Beide Bakterienarten können in einem Biofilm existieren, die aerob lebenden im oberen Bereich, die anaeroben im unteren, wobei das zu verarbeitende Nitrat katalytisch in die untere Schicht vordringen kann.
Beide Bakterienformen verbrauchen Nährstoffe und verhindern anfangs, dass zu viele Algen wachsen. Lösen sich die Biofilme von der Oberfläche und gelangen in das freie Wasser, können sie durch Abschäumung aus dem System entfernt oder von Korallen als Nahrung aufgenommen werden.
VORTEIL: Sie stören nicht und entziehen dem Wasser die Nährstoffe (P;N;C) in einem natürlichen Verhältnis.
NACHTEIL: Mit ihnen kann kein Silizium ausgetragen werden und sie benötigen Kohlenstoff als Zugabe.
WICHTIG: Sie benötigen dazu kein Licht, mit Ausnahme von Cyanobakterien, diese wiederum benötigen keinen Kohlenstoff sondern können diesen durch CO2 Bindung selbst gewinnen, was über die Umarbeitung von N2 geschieht. In diesem Fall spricht man von Reinstwassercyanos.
ALGEN
Wir sprechen zunächst von einzelligen Aufwuchsalgen und beziehen Cyanobakterien ein, da sich diese genauso verhalten.
Diese möchten wir natürlich NICHT in großen Mengen im System haben, obwohl sie natürlich stets vorhanden sind. Sie bilden unschöne Beläge, die alles überwuchern und Stoffe an das Wasser abgeben, die andere Organismen, wie Korallen am Wachstum hindern.
Obwohl es unzählig viele Algenarten im Meer gibt, konzentrieren wir uns nur auf zwei Gruppen, die außer Cyanobakterien massenhaft in Aquarien auftreten können:
KIESELALGEN
Diese sind bei der Verwendung silikathaltigen Gesteins oder Riffkeramik immer vorhanden, und sie treten als Erstbesiedler immer wenige Tage nach Befüllen des Beckens auf.
Sie sind nicht gefährlich, aber ihr Vermehrungspotential ist enorm und bilden sehr unschöne braune Beläge. Ein Silikatadsorber ist also anfangs in jedem Fall anzuraten, auch bei Verwendung von Osmosewasser, denn Osmoseanlagen haben keine 100%ige Rückhalterate für Silikat.
GRÜNALGEN
werden hier zunächst nur in Form von Fadenalgen betrachtet, welche zwar nicht besonders schlimm sind, aber bei Massenvermehrung unangenehm. Allerdings entwickeln sich grüne Fadenalgen erst nach vielen Wochen, so dass man bei gut geglückter Einfahrphase eigentlich keinen nennenswerten Fadenlagenwuchs mehr zu befürchten braucht.
CYANOBAKKTERIEN
werden nur deshalb nochmals erwähnt, weil wir sie ebenfalls nicht im Aquarium in großen Mengen haben wollen und genau dieselben Voraussetzungen benötigen wie Aufwuchsalgen, weswegen sie auch als "Schmieralgen bezeichnet werden.
Alle diese unerwünschten Organismen haben eines gemeinsam:
Sie benötigen:
LICHT
PHOSPHAT
NITRAT oder SILIKAT (außer Cyanobakterien)
Will man also sein System erfolgreich starten, benötigt man lediglich einen Phosphatadsorber, und einen Silkatadsorber.
Jetzt kommt der größte Streitpunkt, der sofortige Besatz mit Korallen. Früher war das sicher nicht möglich, denn es gab keine zu kaufen. Aber in der heutigen Zeit machbar. Man muss auch nicht gleich sein Aquarium vollstopfen, was wahrscheinlich aus finanzieller Sicht nicht machbar ist. Aber wenn man vielleicht schon einen kleinen Bestand hat, Ableger von Bekannten bekommen kann, oder auch die ein oder andere Koralle erwerben kann, spricht nichts dagegen sein Aquarium sofort zu besetzen. DENN AUCH KORALLEN SIND EINE PERFEKTE NÄHRSTOFF KONKURENZ. Ein weiterer großer Vorteil, meist verhindern wir den oft gefürchteten Nitrit Peak. Einfach aus dem Grund weil Korallen Ammonium verwerten können, und somit erst kein Nitrit entstehen kann.
Zur Hilfe kommt einem auch der Besatz von Anfang an mit höheren Algen, auch diese sind große Nährstoff Konkurenten. Man sollte nur darauf achten, dass es Algen sind die gut zu kontrollieren sind. Wie zum Beispiel die wunderschöne Rotalge Halymenia.
Jetzt fragt sich natürlich jeder, wie kann das sein? Oder hat der Harald vielleicht einen an der Meise? Na ja ein wenig schon, halt eben Meerwasser verrückt. Ja und ich habe meinen / diesen Weg gefunden, dass es so geht oder besser ausgedrückt funktioniert. Bei einem schnellen Besatz gefällt mir dass man sofort auf alle Geschehnisse reagieren kann. Ich brauche nicht abwarten weil es sich von selbst reguliert, denn vieles reguliert sich eben nicht von selbst. Ich kann mein Becken sofort so gestalten wie ich es gerne hätte und habe nicht 2 Monate oder länger ein Aquarium da stehen was trostlos und leer ist.
Vielen Dank auch Dirk für die Korrekturen, und für die Erlaubnis von Torsten Luther von einigen Textpassagen.
Ausdrücklich möchte ich noch betonen, das meine Methode nicht die allgemein gültige ist. Jeder muss seinen eigenen Weg finden.
Ich möchte hier mal meine Gedanken zu einer möglichen Einfahrphase niederschreiben. Dieser Thread soll auch eine Weiterführung zu dem Artikel von Ben und mir sein, Eine kleine Hilfe für den Einstieg in die Meerwasser-Aquaristik.
Zunächst sollte man sich klarmachen, dass wir in der Regel einen Ausschnitt aus einem Riff darstellen wollen, also einem hochkomplexen Lebensraum mit einer Unzahl verschiedenartiger Organismen.
Jeder von uns, zu mindestens gehe ich davon aus, hat schon ein Buch über die Meerwasseraquaristik gelesen. Um auch das klar heraus zu stellen, so soll es sein um sich mit den Grundlagen vertraut zu machen, was auch gut so ist, aber bitte vor dem Start eines Meerwasseraquariums. Ich für mich persönlich habe festgestellt, dass der Anfänger von heute leider sehr wenig weiß, als noch vor ein paar Jahren. Vielleicht liegt es ja daran dass die schöne bunte Internetwelt dem Kunden einfach nur erzählt, dass man sich nur die richtigen Sachen kaufen muss und nach vier Wochen ist Friede Freude Eierkuchen. Die Industrie tut mit Ihren Wässerchen, Pülverchen und Mittelchen ein Übriges dazu, den Leuten eine solche Philosophie schmackhaft zu machen. Jeder der länger dabei ist, weiß eigentlich dass es so nicht ist, und das Abenteuer Meerwasseraquaristik endet in Frust und Enttäuschung. Vielleicht trägt diese kleine Abhandlung bei dem einen oder anderen zum besseren Verständnis bei, dann hat sich meine Zeit dafür in jedem Fall gelohnt. Um nochmal auf die Bücher zurück zukommen, eine wirklich gute Buchreihe ist das Korallenriff Aquarium von Nilsen / Fossa und das Buch Meerwasserchemie von A. Glaser. Sicher für den Anfang manchmal schwere Kost, aber wenn diese Bücher gelesen sind, ist es viel leichter mit dem Start eines Meerwasseraquariums.
Nun kommen wir zum Pudels Kern. Ich möchte aber gleich betonen dieser / mein Weg muss nicht allgemein gültig sein. Was ich gleich erwähnen möchte, wie schon oben geschrieben, vergesst aus meiner Sicht die ganzen Mittelchen die uns der Handel liebend gerne auf das Auge drücken möchte, bzw. in das Aquarium schütten möchte. Frisch angesetztes gutes Meersalz hat mit Sicherheit genug Spurenelemente, so dass ich diese in der ersten Zeit nicht benötige. Interessant ist auch in diesem Zusammenhang natürliches Meerwasser, das aber zurzeit wohl nur für die Nanoaquaristik bezahlbar ist. Weiter ist es aus meiner Sicht völlig unerheblich welches Gestein für den Start verwendet wird. Ich persönlich nutze nur Todgestein und einige Bröckchen Lebendgestein. Dieses Lebendgestein ist in der Regel mehr als genügend als Substratträger für unsere Korallen vorhanden, von daher braucht es nicht überteuert eingekauft werden. Was aber meiner Meinung nach von Anfang vorhanden sein sollte ist ein Phosphat und Silikatadsorber. Ich möchte auch kurz erklären warum.
Gehen wir an dieser Stelle auf die Organismen ein, deren Vermehrung wir uns wünschen und solche, die wir möglichst nicht haben wollen. Zum Zwecke der Übersicht stelle ich das relativ einfach vor.
BAKTERIEN
Zunächst entwickeln sich die Nitrifikanten, in sauerstoffreichen (oxischen) Verhältnissen lebende Bakterien, um Ammonium über Nitrit zu Nitrat zu oxidieren. Diese Bakterien produzieren Biofilme. Danach entwickeln sich die Denitrifikanten, Bakterien welche unter anoxischen Bedingungen Nitrat zu N2 umarbeiten. Beide Bakterienarten können in einem Biofilm existieren, die aerob lebenden im oberen Bereich, die anaeroben im unteren, wobei das zu verarbeitende Nitrat katalytisch in die untere Schicht vordringen kann.
Beide Bakterienformen verbrauchen Nährstoffe und verhindern anfangs, dass zu viele Algen wachsen. Lösen sich die Biofilme von der Oberfläche und gelangen in das freie Wasser, können sie durch Abschäumung aus dem System entfernt oder von Korallen als Nahrung aufgenommen werden.
VORTEIL: Sie stören nicht und entziehen dem Wasser die Nährstoffe (P;N;C) in einem natürlichen Verhältnis.
NACHTEIL: Mit ihnen kann kein Silizium ausgetragen werden und sie benötigen Kohlenstoff als Zugabe.
WICHTIG: Sie benötigen dazu kein Licht, mit Ausnahme von Cyanobakterien, diese wiederum benötigen keinen Kohlenstoff sondern können diesen durch CO2 Bindung selbst gewinnen, was über die Umarbeitung von N2 geschieht. In diesem Fall spricht man von Reinstwassercyanos.
ALGEN
Wir sprechen zunächst von einzelligen Aufwuchsalgen und beziehen Cyanobakterien ein, da sich diese genauso verhalten.
Diese möchten wir natürlich NICHT in großen Mengen im System haben, obwohl sie natürlich stets vorhanden sind. Sie bilden unschöne Beläge, die alles überwuchern und Stoffe an das Wasser abgeben, die andere Organismen, wie Korallen am Wachstum hindern.
Obwohl es unzählig viele Algenarten im Meer gibt, konzentrieren wir uns nur auf zwei Gruppen, die außer Cyanobakterien massenhaft in Aquarien auftreten können:
KIESELALGEN
Diese sind bei der Verwendung silikathaltigen Gesteins oder Riffkeramik immer vorhanden, und sie treten als Erstbesiedler immer wenige Tage nach Befüllen des Beckens auf.
Sie sind nicht gefährlich, aber ihr Vermehrungspotential ist enorm und bilden sehr unschöne braune Beläge. Ein Silikatadsorber ist also anfangs in jedem Fall anzuraten, auch bei Verwendung von Osmosewasser, denn Osmoseanlagen haben keine 100%ige Rückhalterate für Silikat.
GRÜNALGEN
werden hier zunächst nur in Form von Fadenalgen betrachtet, welche zwar nicht besonders schlimm sind, aber bei Massenvermehrung unangenehm. Allerdings entwickeln sich grüne Fadenalgen erst nach vielen Wochen, so dass man bei gut geglückter Einfahrphase eigentlich keinen nennenswerten Fadenlagenwuchs mehr zu befürchten braucht.
CYANOBAKKTERIEN
werden nur deshalb nochmals erwähnt, weil wir sie ebenfalls nicht im Aquarium in großen Mengen haben wollen und genau dieselben Voraussetzungen benötigen wie Aufwuchsalgen, weswegen sie auch als "Schmieralgen bezeichnet werden.
Alle diese unerwünschten Organismen haben eines gemeinsam:
Sie benötigen:
LICHT
PHOSPHAT
NITRAT oder SILIKAT (außer Cyanobakterien)
Will man also sein System erfolgreich starten, benötigt man lediglich einen Phosphatadsorber, und einen Silkatadsorber.
Jetzt kommt der größte Streitpunkt, der sofortige Besatz mit Korallen. Früher war das sicher nicht möglich, denn es gab keine zu kaufen. Aber in der heutigen Zeit machbar. Man muss auch nicht gleich sein Aquarium vollstopfen, was wahrscheinlich aus finanzieller Sicht nicht machbar ist. Aber wenn man vielleicht schon einen kleinen Bestand hat, Ableger von Bekannten bekommen kann, oder auch die ein oder andere Koralle erwerben kann, spricht nichts dagegen sein Aquarium sofort zu besetzen. DENN AUCH KORALLEN SIND EINE PERFEKTE NÄHRSTOFF KONKURENZ. Ein weiterer großer Vorteil, meist verhindern wir den oft gefürchteten Nitrit Peak. Einfach aus dem Grund weil Korallen Ammonium verwerten können, und somit erst kein Nitrit entstehen kann.
Zur Hilfe kommt einem auch der Besatz von Anfang an mit höheren Algen, auch diese sind große Nährstoff Konkurenten. Man sollte nur darauf achten, dass es Algen sind die gut zu kontrollieren sind. Wie zum Beispiel die wunderschöne Rotalge Halymenia.
Jetzt fragt sich natürlich jeder, wie kann das sein? Oder hat der Harald vielleicht einen an der Meise? Na ja ein wenig schon, halt eben Meerwasser verrückt. Ja und ich habe meinen / diesen Weg gefunden, dass es so geht oder besser ausgedrückt funktioniert. Bei einem schnellen Besatz gefällt mir dass man sofort auf alle Geschehnisse reagieren kann. Ich brauche nicht abwarten weil es sich von selbst reguliert, denn vieles reguliert sich eben nicht von selbst. Ich kann mein Becken sofort so gestalten wie ich es gerne hätte und habe nicht 2 Monate oder länger ein Aquarium da stehen was trostlos und leer ist.
Vielen Dank auch Dirk für die Korrekturen, und für die Erlaubnis von Torsten Luther von einigen Textpassagen.
Ausdrücklich möchte ich noch betonen, das meine Methode nicht die allgemein gültige ist. Jeder muss seinen eigenen Weg finden.