Garnelen-Entbindungsstation

    Aus Gründen der Höflichkeit bitten wir das Geschriebene mit seinem Vornamen zu kennzeichnen, Danke, das Team der IG.

    • Garnelen-Entbindungsstation

      Hallo zusammen,

      eigentlich will ich das Mittelmeeraquarium so allmählich auslaufen lassen (also die Haltung, nicht das Wasser :D ). Allerdings kann das dauern, denn meine Schleimfische werden ganz schön alt. So hat einer meiner Schwarzkopfschleimfische (Microlipophrys nigriceps) aus Kroatien, die zuweilen als „kurzlebig und oft hinfällig“ beschrieben werden, über 5 putzmuntere Jahre im Aquarium verbracht.


      Ich hatte auch stets eine größere Anzahl Felsengarnelen (Palaemon elegans) im Becken und eine Menge Nachzuchten davon großgezogen.


      Die Zucht habe ich die letzten Jahre leider links liegen gelassen, so dass ich tatsächlich (vermutlich) nur noch ein Männchen und ein Weibchen im Aquarium habe. Das Weibchen trägt wieder einmal Eier und ich möchte doch versuchen, noch einmal ein paar Palaemon großzuziehen. Im großen Becken klappt das natürlich nicht, also muss das Weibchen kurz umziehen und ihre Jungen müssen vor den Fressgelüsten der Mutter in Sicherheit gebracht werden. Dafür habe ich z.B. schon einfache Gitterbehälter benutzt, die das Muttertier nicht verlassen kann, die Larven aber schon. Das ist aber nicht recht komfortabel für das Alttier und auch nicht völlig sicher für die Jungtiere. Elegant war ein Larvenkreisel, der im Aquarium befestigt war und die Larven automatisch dort hinein beförderte, nachdem sie mit einer LED zur Ansaugöffnung des Lufthebers (auf dem Bild nicht zu sehen) gelockt wurden.


      Leider ist diese Eigenkonstruktion nach einem Sturz in das Reich der Plexi-Scherben eingegangen und auf die Schnelle kann ich keinen Ersatz schaffen. Zudem sind Kreisel für die Aufzucht von P. elegans m.E. eh suboptimal. Also habe ich schnell aus einem alten 30x20x20-Becken eine Art Entbindungsstation gebaut.


      In das linke Abteil mit Steinen und geräumigen Unterständen kommt das Weibchen. Das ist sozusagen der Kreißsaal :) . Tagsüber wird das Ganze mit einer stinknormalen LED-Leiste beleuchtet. Zu helles Licht mögen die P. elegans eh nicht. Gefüttert wird durch den kreisrunden Ausschnitt in der Abdeckung.



      Im rechten Abteil werkelt eine Minipumpe mit vorgeschaltetem feinem Filterschwamm. Die Trennwand enthält einen höhenverstellbaren Überlaufkamm. Nachts beleuchtet eine blaue LED exakt diese Überlaufstelle.


      So werden die Larven zum Überlauf gelockt und in das rechte Abteil verfrachtet. Das ist dann sozusagen die Babystation :) . Der Filterschwamm schützt die Larven vor der Pumpe und durch das leichte Gefälle beim Überlauf können sie auch nicht zur kannibalischen Mutter zurück. Sie sollen aber nicht in dem Becken aufwachsen. Ich werde sie, wenn es klappt, abschöpfen und – da halte ich es mit Steffi – in einer Art Vase weiter betüddeln.

      Jetzt muss ich nur noch das Alttier vorsichtig erwischen und dann heißt es warten...

      Gruß

      Wolfgang
      Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!
    • Hallo Wolfgang

      Vielen Dank für deinen schönen Artikel. : daumen hoch :

      Wolfgang S schrieb:

      So werden die Larven zum Überlauf gelockt und in das rechte Abteil verfrachtet
      Da bin ich gespannt ob es funktioniert.

      Wolfgang S schrieb:

      Zudem sind Kreisel für die Aufzucht von P. elegans m.E. eh suboptimal
      Kann ich so nicht bestätigen, habe meine P. elegans die ich aufziehen wollte immer im Kreisel aufgezogen.

      Wolfgang S schrieb:

      Elegant war ein Larvenkreisel, der im Aquarium befestigt war und die Larven automatisch dort hinein beförderte, nachdem sie mit einer LED zur Ansaugöffnung des Lufthebers (auf dem Bild nicht zu sehen) gelockt wurden.
      So eine Nachbau Vossen Falle habe ich auch. ;)

      - "Mein kleines azooxanthellates Aquarium" -

      Beste Grüße
      Harald
    • Was für eine komfortable Lösung!
      Ich habe das Weibchen immer in eine hohe breite Glasvase gesteckt, paar Algen dazu, Blubberschlauch rein, Deckel oben drauf und gewartet bis ca. 2 Stunden nach dunkel.
      Weibchen und Algen wieder rausgefischt und los ging es mit der Aufzucht. Vorher schön das Weibchen satt gefüttert und es gab keine Probleme.
      Viele Grüße,
      Steffi :Krabbe:
      Steffis Nanos
    • Hallo Leute, danke für die Rückmeldungen!

      Harald schrieb:

      Da bin ich gespannt ob es funktioniert.
      Die meisten Larven werden von blauem Licht in der Nacht magnetisch angezogen. Selbst mit so einem Teil habe ich mittels LED schon L. boggessi-Larven ohne Schaden in ein Nebenbecken befördert.

      Harald schrieb:

      Kann ich so nicht bestätigen, habe meine P. elegans die ich aufziehen wollte immer im Kreisel aufgezogen.
      Klar geht das. Ich sage immer, die könnte man wohl auch in der Waschmaschine aufziehen, wenn man nicht gerade schleudert :) . Aber ich hatte im Kreisel weniger Erfolg, als mit anderen Methoden. Ich muss allerdings gestehen, dass ich es auch nicht recht oft probiert habe. Die größte Menge Nachzuchten produzierte ich 2012 in meinem 900-l-Freilandbecken. Dort zogen im Frühjahr einige Wildfänge und auch schon Nachzuchten aus den vorangegangenen Jahren ein. Ohne besondere Vorkehrungen konnte ich im Herbst gut 200 Jungtiere herausfischen. Dabei lief in dem Becken eine Kreiselpumpe,die sicher zig Larven geschreddert hat (ein Teil hat aber selbst den Durchgang durch die Pumpe unbeschadet überstanden). Auch haben mangels Trennung die erwachsenen Tiere sicher viele Larven verputzt trotz der regelmäßigen Zugabe einer großen Portion Artemien.

      Ein Teil der Nachzuchten aus 2012:




      Harald schrieb:

      So eine Nachbau Vossen Falle habe ich auch.
      Für mich immer noch die beste Kreiselmethode, die die Larven ganz sanft in Bewegung hält! Ich habe aber das Teil als Falle so umkonstruiert, dass die Larven nahe der Oberfläche angesaugt wurden, wo sie sich meist auch aufhalten.

      Steffi schrieb:

      Was für eine komfortable Lösung!
      Mei Steffi, man kann alles übertreiben, nur nicht das Hobby :D . Bei den Palaemon funktioniert ja vieles, ich will mir aber das nächtliche Abpassen des Schlupfes ersparen. Wir haben ja vor ziemlich genau 10 Jahren bei der IFMN über die recht unterschiedlichen Tragzeiten der P. elegans diskutiert. So kann ich einfach morgens die Lage peilen - wenn denn aus den Eiern auch etwas schlüpft, was ja auch nicht immer der Fall ist.

      Gruß

      Wolfgang
      Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!
    • Verena schrieb:

      Drücke dir die Daumen das alles gut läuft.
      Danke Verena, war aber wohl zu spät :) . Heute konnte ich die Dame endlich aus dem Caulerpadschungel locken und jetzt trägt sie keine Eier mehr :( . Ob sie sie verloren hat oder ob die Larven (vorzeitig) geschlüpft sind, kann ich nicht sagen. Jetzt hoffe ich natürlich, dass sie trotz ihres Alters noch einmal befruchtete Eier trägt und ich sie rechtzeitig erwische. Falls nicht, bin ich wohl in absehbarer Zeit erstmals seit über einem Jahrzehnt palaemonfrei und das geht ja gar nicht.

      Gruß

      Wolfgang
      Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!