Dieses Jahr findet unsere 53. Ostsee Exkursion vom 5.-7.9. auf die Insel Poel statt. Im Laufe der Jahre wurden immer wieder Berichte dazu angefertigt; einer der Berichte ist mir jetzt erstmalig in die Hände gekommen, handschriftlich verfasst und auf Grund seines Alters schwer zu entziffern. Ich freue mich Euch hiermit einen bisher unveröffentlichten oder verschollenen Beitrag unserer Fachgruppe wiederherzustellen. Er stammt von unserem verstorbenen Freund Klaus Bischoff, der lange Jahre durch seine Tätigkeit unsere Fachgruppe prägte und dafür sorgte, dass sich daraus eine unserer Kultveranstaltungen entwickelte.
Bericht über die Fangexkursion am 22.+23.9.1962, Klaus Bischoff
Am 22. und 23. September unternahm die Berliner Fachgruppe für Meeresaquaristik mit Motorrädern eine Fangexkursion an die Ostsee. Teilnehmer waren die Freunde Rohrmaser, Gonschorek, Denzig, Kupke und Bischoff. Unsere Fahrt begann am 22.9.62 um 5.30Uhr und endete am 24.9.62 gegen 2.00 Uhr morgens; die Fahrstrecke betrug etwa 700 Kilometer. Sie führte uns über Rostock nach Graal-Müritz und von Graal-Müritz nach Timmendorf auf der Insel Poel.
Die erste Station unserer Exkursion, Graal-Müritz erwies sich nicht als günstig. Wie fanden einen flachen Sandstrand mit recht starker Brandung vor. Die Wassertemperatur betrug 12°C, die Windstärke 4. Die größte Schwierigkeit bestand darin, das Netz ins Wasser zu bringen und zügig durchzuziehen. In dem stark bewegten Wasser konnte man sich nur schlecht halten. Die Folge davon war, dass das Netz von der Brandung überholt und keine relative Vorwärtsbewegung gegenüber dem Wasser erreicht wurde. Richtig ziehen konnte man erst im Spülsaum. Der Fangversuch blieb daher auch ohne Erfolg zumal sich die Fische bei bewegter See in das tiefere Wasser zurückziehen oder geschützte Stellen aufsuchen um nicht der Gewalt der Brandung ausgesetzt zu sein.
Nachdem wir uns davon überzeugt hatten, dass tatsächlich nichts zu fangen war, setzten wir unsere Reise nach Timmendorf fort. Timmendorf erreichten wir am Abend des 22.9.62. Übernachtet wurde in Zelten. Am nächsten Morgen um 5.30Uhr begannen wir mit Käschern im Hafenbecken der Lotsenstation zu fischen. Die Wassertemperatur betrug 12°C, die Dichte des Wasser 1.011. Durch zwei Molen ist das Wasser im Hafen gegen die anlaufende See geschützt und hat eine ruhige Oberfläche. Wir hatten auf Anhieb Erfolg und fingen im Seegras unmittelbar an der Hafenmole bei einer durchschnittlichen Wassertiefe von 1-2 Meter Grundeln, Seesterne, Seenadeln, Seehasen und Aalmuttern.
Ab 10.00Uhr fischten wir dann mit dem Schleppnetz, dass wir von einem Boot auslegten. Hierbei gingen uns hauptsächlich Aalmuttern, Grundeln, Seenadeln und Flundern ins Netz. An der Mole konnten wir die Strandschnecke und Miesmuscheln sammeln. Außerdem fanden wir im Beifang der Fischkutter, die gerade ihre Netze eingeholt hatten, Seesterne und Miesmuscheln in großer Zahl. Um 14.00Uhr beendeten wir den Fang, verpackten die Tiere im Perlonbeutel und brachen die Zelte ab. Gegen 17.00Uhr verließen wir Timmendorf und fuhren über Wismar nach Berlin zurück.
Die gefangenen Tiere überstanden alle den Transport. Der Erfolg der Exkursion war recht gut. Wir brachten folgende Tiere mit nach Hause:
17 Aalmuttern Zoarces viviparus
13 Seehasen Cyclopterus lumpus
diverse Grundeln Gobius G. microps, G. minutus, G. flavescens
1 Grundel Gobius niger
1 Klippenbarsch Stenolabrus ruprestris
div. Seenadeln Sygnathus typhle
6 Flundern Pleuronectus flesus
90 Seesterne Asterias rubens
div. Strandschnecken Littorina littorea
div. Miesmuscheln Mytilus edulis
1 Steingarnele Plaemon squilla
In der Folgezeit zeigte sich, dass die Tiere gut bis sehr gut haltbar sind und es sich lohnt, sich näher mit der Ostseefauna zu beschäftigen. Bedenkt man, dass so markante Vertreter wie Butterfisch, Seestichling oder Seeskorpion nicht in unser Netz gingen, kann man hoffen auch noch andere weniger bekannte Arten zu fangen´, die nur noch vereinzelt in der westlichen Ostsee vorkommen.
Ende des Berichtes.
Über die Jahre wurden einige Arten bei den Ostsee Exkursionen genauer beobachtet; die Ergebnisse von 1975 bis 1996 sind recht gut dokumentiert worden und in der Buchreihe Meer und Museum des Meeresmuseum Stralsund veröffentlicht worden. Auch in den Folgejahren wurden die Fangergebnisse dokumentiert, ich bin noch dabei mir die Materialien und Aufzeichnungen zu beschaffen. Leider ist nicht einiges nicht mehr aufzufinden und durch den Tod von Klaus vermutlich für immer verschollen.
Liest man mal zwischen den Zeilen, kann man nur ahnen, welche Kopfstände man veranstaltet hat um sich Tiere zu beschaffen. Mit dem Motorrad, zelten, fangen und alles heil nach Hause bekommen, da habe ich großen Respekt. Und man darf nicht vergessen, eine Autobahn gabs damals auch noch nicht oder abgesehen von der Tatsache dass man sich Salz noch selber herstellen musste...
Eine Anmerkung zum Namen der Fachgruppe. Lange Zeit war es nicht möglich sich Tiere des Mittelmeeres oder tropische Tiere zu beschaffen. daher musste sich die FG einen "biologischen" Anstrich geben damit die gestrengen Genossen aus der Regierung diese Aktivitäten nicht unterbinden. Es war ein Devisenvergehen, wenn man sich in Westberlin eine Seenelke beschffte und Poel war militärisch gesehen in den Folgejahren Sperrgebiet wegen der vermuteten Grenzüberschreitung. Auch dafür habe ich die eine oder andere Aufzeichnung gefunden, das ist recht spannend wie sich die FG da durchsetzte!
Lieber Gruß,
Dietmar
Bericht über die Fangexkursion am 22.+23.9.1962, Klaus Bischoff
Am 22. und 23. September unternahm die Berliner Fachgruppe für Meeresaquaristik mit Motorrädern eine Fangexkursion an die Ostsee. Teilnehmer waren die Freunde Rohrmaser, Gonschorek, Denzig, Kupke und Bischoff. Unsere Fahrt begann am 22.9.62 um 5.30Uhr und endete am 24.9.62 gegen 2.00 Uhr morgens; die Fahrstrecke betrug etwa 700 Kilometer. Sie führte uns über Rostock nach Graal-Müritz und von Graal-Müritz nach Timmendorf auf der Insel Poel.
Die erste Station unserer Exkursion, Graal-Müritz erwies sich nicht als günstig. Wie fanden einen flachen Sandstrand mit recht starker Brandung vor. Die Wassertemperatur betrug 12°C, die Windstärke 4. Die größte Schwierigkeit bestand darin, das Netz ins Wasser zu bringen und zügig durchzuziehen. In dem stark bewegten Wasser konnte man sich nur schlecht halten. Die Folge davon war, dass das Netz von der Brandung überholt und keine relative Vorwärtsbewegung gegenüber dem Wasser erreicht wurde. Richtig ziehen konnte man erst im Spülsaum. Der Fangversuch blieb daher auch ohne Erfolg zumal sich die Fische bei bewegter See in das tiefere Wasser zurückziehen oder geschützte Stellen aufsuchen um nicht der Gewalt der Brandung ausgesetzt zu sein.
Nachdem wir uns davon überzeugt hatten, dass tatsächlich nichts zu fangen war, setzten wir unsere Reise nach Timmendorf fort. Timmendorf erreichten wir am Abend des 22.9.62. Übernachtet wurde in Zelten. Am nächsten Morgen um 5.30Uhr begannen wir mit Käschern im Hafenbecken der Lotsenstation zu fischen. Die Wassertemperatur betrug 12°C, die Dichte des Wasser 1.011. Durch zwei Molen ist das Wasser im Hafen gegen die anlaufende See geschützt und hat eine ruhige Oberfläche. Wir hatten auf Anhieb Erfolg und fingen im Seegras unmittelbar an der Hafenmole bei einer durchschnittlichen Wassertiefe von 1-2 Meter Grundeln, Seesterne, Seenadeln, Seehasen und Aalmuttern.
Ab 10.00Uhr fischten wir dann mit dem Schleppnetz, dass wir von einem Boot auslegten. Hierbei gingen uns hauptsächlich Aalmuttern, Grundeln, Seenadeln und Flundern ins Netz. An der Mole konnten wir die Strandschnecke und Miesmuscheln sammeln. Außerdem fanden wir im Beifang der Fischkutter, die gerade ihre Netze eingeholt hatten, Seesterne und Miesmuscheln in großer Zahl. Um 14.00Uhr beendeten wir den Fang, verpackten die Tiere im Perlonbeutel und brachen die Zelte ab. Gegen 17.00Uhr verließen wir Timmendorf und fuhren über Wismar nach Berlin zurück.
Die gefangenen Tiere überstanden alle den Transport. Der Erfolg der Exkursion war recht gut. Wir brachten folgende Tiere mit nach Hause:
17 Aalmuttern Zoarces viviparus
13 Seehasen Cyclopterus lumpus
diverse Grundeln Gobius G. microps, G. minutus, G. flavescens
1 Grundel Gobius niger
1 Klippenbarsch Stenolabrus ruprestris
div. Seenadeln Sygnathus typhle
6 Flundern Pleuronectus flesus
90 Seesterne Asterias rubens
div. Strandschnecken Littorina littorea
div. Miesmuscheln Mytilus edulis
1 Steingarnele Plaemon squilla
In der Folgezeit zeigte sich, dass die Tiere gut bis sehr gut haltbar sind und es sich lohnt, sich näher mit der Ostseefauna zu beschäftigen. Bedenkt man, dass so markante Vertreter wie Butterfisch, Seestichling oder Seeskorpion nicht in unser Netz gingen, kann man hoffen auch noch andere weniger bekannte Arten zu fangen´, die nur noch vereinzelt in der westlichen Ostsee vorkommen.
Ende des Berichtes.
Über die Jahre wurden einige Arten bei den Ostsee Exkursionen genauer beobachtet; die Ergebnisse von 1975 bis 1996 sind recht gut dokumentiert worden und in der Buchreihe Meer und Museum des Meeresmuseum Stralsund veröffentlicht worden. Auch in den Folgejahren wurden die Fangergebnisse dokumentiert, ich bin noch dabei mir die Materialien und Aufzeichnungen zu beschaffen. Leider ist nicht einiges nicht mehr aufzufinden und durch den Tod von Klaus vermutlich für immer verschollen.
Liest man mal zwischen den Zeilen, kann man nur ahnen, welche Kopfstände man veranstaltet hat um sich Tiere zu beschaffen. Mit dem Motorrad, zelten, fangen und alles heil nach Hause bekommen, da habe ich großen Respekt. Und man darf nicht vergessen, eine Autobahn gabs damals auch noch nicht oder abgesehen von der Tatsache dass man sich Salz noch selber herstellen musste...
Eine Anmerkung zum Namen der Fachgruppe. Lange Zeit war es nicht möglich sich Tiere des Mittelmeeres oder tropische Tiere zu beschaffen. daher musste sich die FG einen "biologischen" Anstrich geben damit die gestrengen Genossen aus der Regierung diese Aktivitäten nicht unterbinden. Es war ein Devisenvergehen, wenn man sich in Westberlin eine Seenelke beschffte und Poel war militärisch gesehen in den Folgejahren Sperrgebiet wegen der vermuteten Grenzüberschreitung. Auch dafür habe ich die eine oder andere Aufzeichnung gefunden, das ist recht spannend wie sich die FG da durchsetzte!
Lieber Gruß,
Dietmar
FG Meeresaquaristik Berlin-Brandenburg