Gorgonien und/oder Hornkorallen, Kalkachsenkorallen was ist das eigentlich? Im Kurzen von mir Gorgonarien genannt und Lebewesen mit vielen Gesichtern.

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

Aus Gründen der Höflichkeit bitten wir das Geschriebene mit seinem Vornamen zu kennzeichnen, Danke, das Team der IG.

  • Hier können Kommentare abgegeben werden.

    Gorgonien und/oder Hornkorallen, Kalkachsenkorallen genannt, gibt es in etwa geschätzt 1200 Arten in vielen unterschiedlichen Farben und Formen. In fast allen warmen Meeren der Welt sind diese wunderschönen und faszinierenden Geschöpfe zu finden. Ungefähr zwei drittel der Arten bewohnen das Küstengebiet, dringen aber niemals bis ins Brackwasser vor. Über 10 % findet man in Tiefen unter 1000 Meter. Auch unterhalb 3000 Meter hat man noch Hornkorallen gefunden.


    Es gibt eine große Anzahl im Aquarium ziemlich gut haltbarer Gorgonien, von denen ich einige Arten schon längere Zeit gepflegt und zum Teil auch schon vermehrt habe. Dabei handelt es sich, um Gorgonarien, die mit Zooxanthellen in Symbiose leben. Die Zooxanthellen versorgen die Korallen mit den wichtigsten Nährstoffen, hauptsächlich mit Glyzerin, Zuckerverbindungen und Aminosäuren. Obwohl diese Hornkorallen oft „nur" gelbbraun bis dunkelbraun gefärbt sind, die Stämme können sehr farbig sein, begeistern sie mich doch und sind ausgesprochen interessante Pfleglinge.


    Aber wie die Überschrift schon sagt habe ich mir dazu nochmal intensivere Gedanken gemacht. Eigentlich ist die größte Anzahl Meerwasseraquarianer davon ausgegangen das Gorgonien, Hornkorallen und Kalkachsenkorallen das gleiche ist. Warum auch anders denken? Sehen sie mit Ausnahme der inkrustierenden Arten doch fast gleich aus.

    Wie wir ja bereits wissen, werden diese Korallen in zwei Unterfamilien und in eine Gruppe eingeteilt.


    Grundsätzlicher Aufbau der Gorgonarien

    Die Gorgonarien sind niemals Einzeltiere, sondern bilden stets Kolonien und sind stets festsitzend. Ihre Polypen sind untereinander gleichwertig und durch basale horizontale Ausläufer, auch Stolonen genannt miteinander verbunden. Unter dem Polypenkelch ist der verdickte proximale Teil des Polypen zu verstehen, in den sich der dünnwandigere distale Teil zurückziehen kann. In vielen Fällen sind aber auch die Kelche in das Coenenchym in verschiedenem Grade zurückziehbar und man kann dann von einem Scheinkelch sprechen.


    Die gesamte aus den Stolonen hervorgegangene Leibesmasse der Kolonie ist das Coenenchym, in dem sich von Entodermzellen ausgekleidete engere und weitere Kanäle, die Solenia hinziehen. Die zwischen Ektoderm und Entoderm liegende meist gallertartige Schicht ist die Mesogloea. In dieser liegen mitunter in Stränge angeordnete Mesogloeazellen und mit diesen im Zusammenhang stehende von ihnen ausgeschiedene Substanzen, teils horniger Natur, das Hornskelett, teils kalkige Substanz. Letztere tritt entweder in besonders geformten Gebilden, den Scleriten in die Erscheinung, oder bildet Einlagerungen, welche die Scleriten verkitten oder die in dem Hornskelett abgeschieden sind.

    Als Achse bezeichne ich das durch die Kolonie durchziehende zusammenhängende Hartgebilde, das entweder aus teilweisem oder völlig verkittetem Scleriten oder aus zusammenhängender Hornmasse gebildet wird. Nicht allen Gorgonarien kommt eine echte Achse zu; als ihr Vorläufer ist die bei den als Gruppe einzustufenden Scleraxoniern vorkommende Markschicht zu bezeichnen, welche von einer Rindenschicht umgeben ist. Diesen beiden Schichten entsprechen bei den nur membranös ausgebreiteten Gorgonarien die Oberschicht und die Unterschicht.

    Hier will ich nur noch eine Einteilung der verschiedenen Scleritenformen geben, die bei den Gorgonarien vorkommen. Man kann drei verschiedene Grundformen von Scleriten unterscheiden: Scheiben, Spicula und Schuppen.

    I. Scheiben. Glatte abgeplattete Bildungen, im Umriss kreisrund oder oval, auch biskuitförmig.

    II. Spicula. In einer Hauptachse ausgedehnt, im Querschnitt kreisrund, oval oder abgeplattet, glatt oder mit seitlichen oder auch terminalen Fortsätzen von verschiedener Form, die entweder unregelmäßig oder in regelmäßigen transversalen Reihen, „Gürteln" stehen. Sind die Fortsätze zugespitzt, so nennt man sie: Dornen, oder wenn sie sehr lang sind: Stacheln, wenn sie sich verbreitern: Blätter, sind sie Macher und abgerundet: Warzen, deren Oberfläche wieder mit kleinen Fortsätzen besetzt sein kann: gezackte Warzen.

    1. Spindeln: In der Mitte dickere, an den Enden sich allmählich zuspitzende Spicula. Sind die Fortsätze auf einer Seite stärker entwickelt als auf der entgegengesetzten, so hat man halbseitige Spindeln. Doppelspindeln zeigen in der Mitte eine glatte Einschnürung. Klammern sind gebogene nur auf einer Seite bewarzte Spindeln.

    2. Walzen: Gleichmäßig dicke Spicula mit abgerundeten Enden.

    3. Nadeln : Sehr schlanke und lange an den Enden fein zugespitzte Spicula.

    4. Stäbe: Schlanke Spicula von gleichmäßigem Querdurchmesser.

    5. Gürtelstäbe: Mit großen in wenigen Gürteln stehenden Fortsätzen, zu denen sich weiter terminale Fortsätze gesellen können. Nach der Zahl der Fortsätze kann man: Dreier, Vierer, Sechser, Achter usw. unterscheiden. Mit der Zunahme der Gürtel bilden sich Übergänge zu Gürtelspindeln und Gürtelwalzen. Durch Verschmelzung der glatten Fortsätze der einzelnen Gürtel entstehen Scheibenträger und zwar nach der Zahl der zu Scheiben verschmolzenen Gürtel: Doppelräder, Vierscheiber, Sechsscheiber usw.

    6. Hanteln : Spicula mit zwei terminalen Verdickungen, die durch ein schlankeres, meist glattes Mittelstück verbunden sind. Durch Verkürzung des Mittelstückes entstehen Doppelkugeln, die abgeflacht und biskuitförmig werden können.

    7. Keulen: An einem Ende verdickte Spindeln. Man unterscheidet:

    a) bedornte oder bewarzte Keulen mit gleichmäßiger Bedornung oder Bewarzung.

    b) Stachelkeulen: Die dornigen Fortsätze wachsen besonders an dem verdickten Ende zu Stacheln heran; wenn diese am freien Ende abgerundet sind, so heißen sie Warzenkeulen.

    c) Tütenkeulen: Die nach oben strebenden Stacheln verschmelzen in transversaler Richtung zu tütenartigen, scheinbar ineinander steckenden Bildungen.

    d) Kopfkeulen: Das verdickte Ende wird zu einer kopfartigen rundlichen Anschwellung, die, wenn sie ballonartig wird, zu Ballonkeulen führt.

    e) Blattkeulen: Die Stacheln der Anschwellung verbreitern sich blattförmig; bei plattenartiger Ausbreitung einzelner Blätter entstehen die Schuppenkeulen.

    f) Blattkugeln: Die Blätter der Blattkeulen treten zu kugeligen Bildungen zusammen und der Stiel der Keule verkürzt sich stark.

    III. Schuppen. Flache Scleriten mit glattem oder gezacktem oder eingekerbtem auch stachelig ausgezogenem Rand, und mit glatten, oder bedornten, oder bewarzten oder auch mit Leisten bedeckten Flächen. Die meisten Scleritenformen können Zwillingsbildungen eingehen, auch Drillinge, Vierlinge usw. kommen vor.
    In der Polypenwand ist die häufigste Anordnung die der konvergierenden Doppelreihen. Wenn diese in 8 Spitzen zulaufenden Doppelreihen einem Ring transversaler Spicula aufliegen, so nenne ich diese Anordnung eine Krone.

    Die Mundscheibe der Polypen kann durch einen Deckel, Operculum, geschützt werden, der aber verschiedenen Ursprunges ist. Bei den Primnoiden sind es die am weitesten distal vorgeschobenen Polypenschuppen, die Deckschuppen, welche meist beweglich sind und sich schützend über die Mundscheibe einschlagen können. Bei den Muriceiden dagegen sind es einige spitz konvergierende Spicula, welche der dorsalen Tentakelwand eingelagert sind und welche auf einem freien transversalen Spiculakranze ruhen. Bei den Isididen wird der Deckel ebenfalls von Scleriten gebildet, welche der dorsalen Tentakelwand eingelagert sind und entweder nur eine große Schuppe darstellen, oder eine Anzahl meist transversal gestellter kleiner Platten.

    Hier einige Bilder zum Aufbau der Gorgonarien

    Die Unterordnung Holaxonier

    Keroeides sp.

    7.jpg

    Muricella sp.

    8.jpg

    9.jpg

    Echinomuricea sp.

    10.jpg

    11.jpg

    Die Gruppe Scleraxonia

    Briareum sp.

    12.jpg

    13.jpg

    Solenocaulon sp.

    14.jpg
    Alertigorgia sp.

    15.jpg

    Subergorgia sp.

    17.jpg


    Die Unterordnung Calcaxonia

    Isis sp.

    18.jpg
    Junceella sp.




    Zusammenfassung:

    Die Gorgonarien sind stets koloniebildende und festsitzende, meist baumartig verästelte Oktokorallen, deren Polypen einander gleichwertig sind und kurze Gastralhöhlen besitzen, die durch ein Netzwerk von Solenia miteinander verbunden sind. Darunter finden sich größere in der Längsrichtung verlaufende Kanäle in verschiedener Zahl, die meist mit der Basis der Polypengastralräume in Verbindung stehen. Das Coenenchym ist in zwei Schichten differenziert, eine äußere Rindenschicht und eine innere Markschicht. Die Rinden Schicht ist mit losen mesogfloealen Scleriten erfüllt: in der Markschicht sind die mesogloealen Scleriten von Hornsubstanz in verschiedenem Grade eingehüllt und es kann sich eine Achse ausbilden, die entweder aus teilweise oder völlig durch Kalksubstanz verkitteten Scleriten besteht, oder die Scleriten treten gegenüber der Hornsubstanz bis zum völligen Verschwinden sich zurück und es bildet sich eine lamellöse Hornachse aus, in welche sich in verschiedenem Grade Kalksubstanz einlagern kann. Die Form der Scleriten ist sehr verschieden, in Bezug auf Gestalt und Anordnung aber für die einzelnen Arten und auch für höhere Kategorien charakteristisch. Dimorphismus (Zweigestaltigkeit) der Polypen tritt nur bei den Coralliidae und der Gattung Paragorgia auf. Gorgonarien kommen in allen Meeren und in allen Tiefen vor.

    Die Gorgonarien werden in zwei Unterordnungen und in eine Gruppe eingeteilt, die Scleraxonier (Gruppe) die Unterordnung Holaxonier, und die Unterordnung Calcaxonia die sich vor allem dadurch unterscheiden, dass bei den Scleraxoniern das Coenenchym aus zwei Schichten, der Rinden- und der Markschicht besteht, von denen auch die letztere Scleriten enthält, die durch mesogloeale Horn- oder Kalksubstanz teilweise oder völlig vereinigt oder verkittet sind, während bei den Holaxoniern die innere Schicht zu einer hornigen lamellösen Achse wird, der Kalksubstanz eingelagert ist, der aber Scleriten fehlen. Bei den Calcaxonianern, die früher den Holaxoniern zugeordnet wurden, ist es ihr flexibles, hornartiges Achsenskelett bestehend aus Einzelfasern von Gorgonin, zwischen denen Aragonit oder Calcit eingelagert ist. Auch das Innere der Medulla ist mit Kalk gefüllt.

    Bild und Textquellen und deren Autoren

    Willy Kükenthal

    Manfred Grasshoff

    Georges Bargibant

    Michael P. Janes

    Lee Mei Wah

    Leen van Ofwegen

    Odalisca Breedy

    Stephen Cairns

    Wikipedia

    © 2009 – 2020, Harald Ebert, Alle Rechte vorbehalten.

    Hier können Kommentare abgegeben werden.
    Dateien
    • 16.jpg

      (42,85 kB, 1 mal heruntergeladen, zuletzt: )
    - "Mein kleines azooxanthellates Aquarium" -

    Beste Grüße
    Harald

    7.012 mal gelesen