Seepferdchen Natur und Aquarium

    Aus Gründen der Höflichkeit bitten wir das Geschriebene mit seinem Vornamen zu kennzeichnen, Danke, das Team der IG.

    • Seepferdchen Natur und Aquarium

      Hallo Foris,
      gestern hatten wir einen Filmbeitrag zum FG Abend über Seepferdchen. Wenn ich die Haltung im Aquarium oder natürliche Verhältnisse vergleiche, dann sind die Bedingungen dermaßen unterschiedlich wie sie krasser nicht sein können. Am meisten fallen einem die Planktondichten der Gewässer auf, die ich im Aquarium nie erreichen werde. Und es spielt keine Rolle, wo die Natur Aufnahmen gemacht wurden. Überall extrem hohe Futterdichten! Und man sieht sehr schön, wie die Pferde ihr Futter auswählen. Das alles macht sehr nachdenklich, wenn man sich die Aquaristik betrachtet. Den Fischen sollte hinsichtlich der Ernährung und Ernährungsweise sowie der Darreichungsform eine viel größere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hand auf´s Herz, wie schaut es in den Aquaristik Fachzeitschriften damit aus? Eher dürftig so mein Fazit, egal ob Süss- oder Seewasser.
      Ein doch sehr nachdenklich stimmendes Thema.
      LG Dietmar
      FG Meeresaquaristik Berlin-Brandenburg
    • Hallo Dietmar

      Vielen Dank für deinen Bericht.

      Dietmar schrieb:

      Den Fischen sollte hinsichtlich der Ernährung und Ernährungsweise sowie der Darreichungsform eine viel größere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

      Seepferdchen oder Fische im allgemeinen?

      Dietmar schrieb:

      Ein doch sehr nachdenklich stimmendes Thema.

      Da gebe ich dir wohl Recht, stellt sich dann aber auch die Frage ob wir ganz auf Fischhaltung verzichten sollen. :?:
      - "Mein kleines azooxanthellates Aquarium" -

      Beste Grüße
      Harald
    • Hai

      Kann man diesen Filmbeitrag irgendwo ansehen?


      Grundsätzlich wird das Thema Fütterung in der Aquaristik eher Stiefmütterlich behandelt, zumindest meiner Ansicht nach.
      Ich füttere, wenn möglich, über den Tag verteilt sehr häufig kleine Portionen. Ich versuche dies auch möglichst abwechslungsreich zu gestalten.
      Allein damit kann man schon die Grundstimmung seiner Fischgesellschaft im Aquarium grundlegend beeinflussen.

      MFG Torsten
      Schaut doch mal vorbei:
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    • Hallo Harald,
      ich denke es betrifft die Fische im allgemeinen. Ich bin mir schon bewusst, dass alles was wir in der Aquaristik unternehmen Kompromisse sind. Torsten hat es auf den Punkt gebracht. Stiefmütterlich, genau das trifft es.
      Erfreulich ist es, wenn man Tiere weit länger halten kann, als sie aus verschiedensten Gründen in der Natur leben. Den extremen Überlebenskampf haben wir im Aquarium in der Regel nicht und das ist gut. Daher kann ich eine Aquariumhaltung von Fischen nicht ablehnend gegenüberstehen.
      Andererseits ist das Fischfutter entscheidend für die Entwicklung der Tiere bis hin zur Reproduktion. Setzen Fische überhaupt Laich an, bekommen sie ausreichend Nahrung und vor allem in richtiger Zusammensetzung? Ich habe meine Zweifel, wenn ich die Deklaration der Futtermittel lese. Viel besser wäre es, gut laufende Futterkulturen zu beherrschen um ein ähnliches Angebot zu machen wie man es in den Naturaufnahmen sieht. Auch das sollte zur Aquaristik als normaler Bestandteil gehören. Das macht Arbeit und Energie erforderlich und verursacht nicht geringe Kosten. Meiner Meinung wird hier zu wenig experimentiert und Ideen sowas umzusetzen sind rar. Beispiel Mysis Zucht- das könnte ein großer Fortschritt sein. Oder das Problem warum Indoor Zuchten schlechter laufen als Freilandhaltung der Futtertiere.
      LG Dietmar
      FG Meeresaquaristik Berlin-Brandenburg
    • Hallo,

      Dietmar schrieb:

      Ein doch sehr nachdenklich stimmendes Thema.

      dem kann man nur zustimmen.

      Aber deshalb auf die Haltung von Fischen zu verzichten wäre meiner Meinung nach der falsche Weg. Die Heimtierhalter werden zwar von den "sogenannten" Umweltschützern oft für das Sinken der Bestände verantwortlich gemacht. Aber ist es nicht so das viele nicht komerziell genutzte Arten schon längst ohne die Heimtierhalter ausgestorben wären? Viele wissenschaftliche Entdeckungen wurden von Heimtierhaltern gemacht. Meiner Ansicht nach ist fachlich fundiert Heimtierhaltung, und dazu zähle ich auch die Zucht, aktiver Naturschutz.

      Dietmar schrieb:

      Meiner Meinung wird hier zu wenig experimentiert und Ideen sowas umzusetzen sind rar.


      Das sehe ich nicht so.
      Gerade in der Indoorzucht von Fischnährtieren gibt es international große Fortschritte. Die Informationen darüber sind natürlich spärlich. Das ist nicht verwunderlich, sind die Forschungskosten doch ziemlich hoch.
      Wobei ich den Eindruck habe, die amerikanischen Heimtierhalter sind oft intensiver in den veröffentlichen ihrer Erfahrungen und detaillierter in ihren Angaben. Deutschland ist hier wohl noch, aus verschiedenen Gründen, ein Entwicklungsland.

      Dietmar schrieb:

      Oder das Problem warum Indoor Zuchten schlechter laufen als Freilandhaltung der Futtertiere.

      Das liegt wohl daran das in Europa, die Futtermittel für die Futtertiere nicht so einfach zu bekommen sind. Wahrscheinlich ist der Markt zu klein.

      Dietmar schrieb:

      Hand auf´s Herz, wie schaut es in den Aquaristik Fachzeitschriften damit aus?

      Ich finde die sind doch immer schön bunt, etwas weniger Farbe und dafür etwas mehr Information wäre schon wünschenswert.
      Es gab da mal eine Zeitschrift, die war zwar nur in schwarz weiß und auf einfachen Papier gedruckt aber voller Informationen.

      LG
      Ralf
    • Moin,

      also ich muss auch sagen, dass gerade die Ernährung von Seepferdchen noch viel schwieriger ist, als ich erwartet hätte.

      Ich habe mich ja nun schon einige Jahre damit beschäftigt, Seenadeln aus der Ostsee zu halten, sprich an FroFu zu gewöhnen. Nachdem ich das erfolgreich geschafft habe (es war ein langer Weg), dachte ich, schwieriger kann's eigentlich nicht werden. Doch als die Seepferdchen einzogen, wurde ich eines Besseren belehrt. Im Vergleich zu Seepferdchen sind die Seenadeln ja noch wahre Fressmaschinen!

      Zunächst mal mögen sie ja nur Artemien und Mysis, allerdings auch nicht irgendwelche! Ich habe FroFu von diversen Händlern ausprobiert und immer, wenn ich eine neue Sorte ausprobiert habe, haben die Seepferdchen (für ihre Verhältnisse) gut gefressen. Prima, denkt man dann, das ist jetzt die Lösung! Doch schon nach wenigen Fütterungen wird das Futter wieder ignoriert - dann muss wieder etwas Neues her. Selbst Lebendfutter wird scheinbar ziemlich schnell langweilig.

      Zur Zeit habe ich immer je 2-3 verschiedene Sorten Frost-Artemien und -Mysis da und füttere diese im Wechsel. Diese gibt's dann 2x täglich in großen Mengen. Abschäumer, Eheim-Filter, Ozon und UV kämpfen gegen die anfallenden Reste. Das reicht dann gerade aus, um die Tiere am Leben zu halten. Aber so richtig kugelrund werden sie trotzdem nicht - im Gegensatz zu den Seenadeln :D

      Ich weiß nicht, ob das bei tropischen Arten, die vielleicht schon über mehrere Generationen im Aquarium leben, anders ist, aber die Haltung von H. hippocampus ist jedenfalls ein Fulltime-Job. Darüber sollte sich jeder im Klaren sein, der über die Anschaffung von Seepferdchen nachdenkt. Ich habe es jedenfalls, trotz meiner langen Erfahrung in allen Bereichen der Aquaristik, deutlich unterschätzt!
      Gruß, Robert
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      I) 460l Miniriff
      Algenrefugium, 180W LED (DIY), Mondphasen- und Strömungssimulation, DIY-Wavebox, Balling, DIY-Aquariencomputer
      II) 240l Nord-/ Ostsee / Mittelmeer - Anemonenaquarium
      35g/l Salz, je nach Jahreszeit 10...20°C, gekühlt über Erdleitung, 30W LED
      III) 200l Nord-/ Ostsee - Röhrenmäuler
      60W LED, Wasserkreislauf verbunden mit II)
    • Hallo Robert,
      nicht nur die ausreichende Menge des Futters ist ausschlaggebend. Du hast richtig beobachtet, wie die Pferde ihr Futter selektieren. Die Form der Bewegung ist meiner Meinung nach ein wichtiger Impuls, ob die Nahrung akzeptiert wird. Ein träges Futtertier ist deshalb träge, weil es Energie sparen muss. Gut genährte Futtertiere bewegen sich ganz anders. Ich konnte das erstmals bei Iris Boenig beobachten. Und genau das ist ein Schlüsselimpuls für den lang anhaltenden Jagdtrieb. Geruch und Geschmack sind ebenfalls dafür verantwortlich. Ich weiss es nicht, unterstelle den Fischen dass sie das riechen können. Wie empfindlich diese Sinne sind, ist durch Experimente bekannt. Ich schaue mal ob ich das noch finde, da gibt es eine gute Veröffentlichung drüber.
      In einem gebe ich Dir recht, die Bedeutung des Futters sowie der Aufwand gutes Futter zu bieten wird oft unterschätzt. Hier muss durch die Aquarianer aber auch in der Futterindustrie deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
      In dem Film werden unter anderem Aufnahmen aus asiatischen Apotheken gezeigt. Wie Ihr wisst, Seepferdchen werden in der Heilmedizin eingesetzt. Mit der Folge, dass in manchen Gebieten die Tiere extrem bejagt werden und die Populationen verschwinden. Doch wir sollten uns nicht anmaßen gegenüber den Asiaten vorschnell zu urteilen. Einfach aus dem Grund, weil Seepferdchen in Europa genau aus dem gleichen Grund dafür eingesetzt wurde. Das ist noch gar nicht so lange her.
      In der Nordsee gab es bis Anfang der 30iger Jahre Seepferdchen. Sie verschwanden als ein Pilz die Seegraswiesen vernichtete. Im Film wurde ein Krabbenfänger gezeigt, der ein Seepferdchen als Beifang hatte. Das macht Hoffnung, dass die Tiere auf den Weg zurück sind.
      Von unseren alten FG Mitgliedern wurde berichtet, dass sie auf ihren früheren Bulgarienreisen Seepferdchen für zu Hause mitnahmen. Aber auch dass durch Touristen Seepferdchen zum Trocknen herausgeholt wurden. Heute ist von den damaligen (Massen) Populationen nichts mehr vorhanden.
      Ob sich diese Bestände jemals erholen werden ist mehr als fraglich. Vergleicht man die Bebauung und Besiedlung der Küstenstreifen und den damit verbundenen Problemen mit den Fotos vor 30-50 Jahren hat sich das entscheidend verändert.
      LG Dietmar
      FG Meeresaquaristik Berlin-Brandenburg