Fangreise nach Ligurien

    Aus Gründen der Höflichkeit bitten wir das Geschriebene mit seinem Vornamen zu kennzeichnen, Danke, das Team der IG.

    • Zunächst muss ich sagen, dass für mich die Gegend um Portovenere eine der schönsten in ganz Italien ist! Ich habe es mir nicht nehmen lassen das herrliche Wetter zu genießen und nur die letzten beiden Tage auf Tiersammeltour zu gehen. Entsprechend wenig Arten haben dann die Rückreise angetreten.

      Ich habe wieder größere Mengen LS mitgenommen- so viel, dass ich damit nicht nur das 190er dekorieren konnte sondern drei neue Aquarien komplett einrichten konnte. Die LS habe ich während der ganzen Woche beim Schnorcheln gesammelt und im seichten Wasser deponiert. Sie sind voller kleiner Schlangesterne, Kissensterne und allerlei interessantem Kleingetier.

      Ein Hauptgrund für die Sammelreise war das Sammeln neuer Miesmuscheln, da alle Becken bei mir ausschließlich durch diese Tiere gefiltert werden und meine Austernbohrer den Bestand mittlerweile stark eingedämmt haben. Ich habe die Schnecken jetzt alle in ein anderes Aquarium gesetzt. Hoffe, sie nehmen auch Ersatznahrung an, denn ich möchte nicht vierteljährlich sämtliche Miesmuscheln erneuern.
      Die Miesmuscherln leben in großen Kolonien an der Wasserlinie und man kann so ein Polster mit der bloßen Hand ganz leicht vom Stein lösen. Zuhause haben sie sich als idealer Superkleber für das Arrangieren der LS bewährt: Ich habe immer eine Gruppe Muscheln an zwischen die Steine gesetzt und sie haben sich über Nacht mit ihren Byssusfäden gut verzurrt und gleichzeitig die Steine gesichert.

      Für die Schraubensabellen bin ich an meinen Spezialsammelplatz gefahren: Ein kleiner Sportboothafen. Die Schraubensabellen leben dort in großen Mengen, da das Wasser durch allerlei Nährstoffe getrübt ist. Man kann die Röhre ganz leicht aus dem Boden bzw. aus der Felsspalte reißen. Zu Hause werden sie zwischen Steine und in den Kies gedrückt und verankern sich selbst schnell. Auch die Wachsrosen stammen aus dem Sportboothafen. Sie leben dort in großen Kolonien auf den Felsen der Hafenbefestigung. Leider sind sie bis auf eine einzige einfarbig braun, haben also keine vieoletten Spitzen. Ich habe einfach kleine Steine gesammelt, auf denen sie saßen. Zuhause habe ich sie durch vorsichtiges "Kitzeln" mit einem Holzstab vom Stein gelöst und im Becken platziert.

      Am einfachsen war das Sammeln der Felsküsteneinsiedler und diverser Schnecken. Allerdings habe ich eine interessante Beobachtung gemacht: Unter Tags hab ich nur sehr wenige Schnecken gesehen. In der Nacht war ich dann mit der Handytaschenlampe an den Felsen unterwegs und habe Schnecken, vor allem Turbanschnecken, in unglaublichen Mengen gesehen. Sie verstecken sich tagsüber also. Umgekehrt machen es die Felsküsteneinsiedler: Sie sind am zahlreichsten gegen Mittag und wuseln knapp unter der Wasseroberfläche auf den Steinen herum.

      Nachts kommen auch die Garnelen zum Vorschein! Ich habe tagsüber nur sehr wenige Palaemon gesehen. Nachts im Schein der Handytaschenlampe waren aber viele reflektierende Augen zu sehen. Leider gestaltete sich der Fang aber alles andere als leicht. Sobald der Kescher im Wasser war und ein, zwei Garnelen darin waren waren die anderen unter den Steinen verschwunden, es war unmöglich sie dort mit dem Kescher zu erwischen. Also hab ich zwei lange Abende mit dem Garnelenfang verbracht. Es waren am Schluss vor allem Palaemon serratus, einige von ihnen wirklich riesig, über 10 cm lang! Palaemon elegans waren auch dabei, allerding viel weniger.

      Ich hatte mir auch PET-Reusen gebaut, die ich mit Fischabfällen beköderte, allerdings fing ich damit ausschließlich zwei Palaemon serratus, obwohl ich sie zwei Nächte lang ausgelegt hatte.

      Die gesammelten Schraubensabellen, Einsiedler und Garnelen kamen in ein vorbereitetes Becken mit einer Pumpe und einem Abschäumer und die Lebewesen waren am Morgen der Abreise putzmunter. Nur eine der Garnelne war milchig weiß. Ich habe die Schraubensabellen jeweils 5 Stück in kleine Fischtransportbeutel gesetzt. Überlebensquaote 100%! Alle Würmer sind auch eine Woche später fidel und keiner hat seine Krone abgeworfen.
      Schnecken und Einsiedler habe ich mit ganz wenig Wasser in geschlossenen Tupperschüsseln transportiert.
      Die Muscheln wurden ohne Wasser in Transportbeutel gesetzt und erfreuen sich bester Gesundheit.

      Große Probleme hatte ich leider mit den Palaemon :( :( :( . Ich setzte jeweils 5 Tiere in Transportbeutel mit frischem Meerwasser und einer Sauerstofftablette. Trotz extrem schneller Fahrt (nur 6 Stunden bei angenehm kühler Temperatur) waren einige der Garnelen schon beim Öffnen der Beutel tot. Alle waren milchig und inaktiv. Ich kann mir das wirklich nicht erklären, weil die Palaemon bei mir sonst immer extrem robust waren und einmal sogar eine lange Zugfahrt bei hohen Temperaturen schadlos überstanden haben. Was also tun mit den Überlebenden? Ich habe sie schonend an das saubere Aquarienwasser angepasst, dessen Salinität absolut identisch mit dem Transportwasser war. Die Tiere schienen sich erholt zu haben und kamen abends in die vier vorbereiteten Aquarien. Am nächsten Morgen dann der große Schock! Die Wachsrosen, die im letzten halben Jahr keiner Garnele ein Haar gekrümmt hatten waren riesig geworden und aus ihren Mündern schauten noch die Antennen der verschlungenen Palaemon heraus. Ich vermute, die Garnelen waren vom Transport so angeschlagen, dass sie den Tentakeln nicht ausweichen konnten. Lediglich zwei riesige P. serratus trotzen bis heute den Anemonen. Die überlebenden P. elegans habe ich in zwei anemonenfreie Becken gesetzt.
      Ich kann mir den Ausfall und die Schwächung der Tiere in keiner Weise erklären. Immerhin geht es allen anderen Tieren bestens.

      Die Beleuchtung des großen 190er Trigons habe ich übrigens gewechselt. Dort sorgen nun eine High-Lite Marine (Vordergrund) und eine High-Lite Blue von Juwel für realistisches Licht, so wie ich es auch beim Schnorcheln empfunden habe.

      Viele Mittelmeergrüße, Fuji
      Warum ich nicht ans Meer ziehe? Ich brauche die Sehnsucht!
    • Hallo Fuji

      Vielen Dank für die Eindrücke und diesen tollen Bericht. So wie du ihn geschrieben hast, fühlt man sich mitten drin. :yes:

      Mit den Garnelen, könnte mir vorstellen, dass etwas mit den Sauerstofftabletten nicht gestimmt hat. Vielleicht Überdosierung, dass kann zu Kiemen-und Schleimhautverätzungen führen.

      Vielen Dank auch für die Eindrücke aus den Aquarien. :smile:
      - "Mein kleines azooxanthellates Aquarium" -

      Beste Grüße
      Harald
    • @Henning und Harald,

      herzlichen Dank! @Harald: Das mit den O2-Tabletten könnte stimmen! Ich habe die nämlich nur in die Garnelentüten gegeben! Sie waren schon ein paar Jahre alt. Vielleicht haben sie sich in der Zeit durch die Luftfeuchtigkeit verändert. Wünsche Euch einen schönen Sonntag!
      Viele Mittelmeergrüße direkt vom Wohnzimmermittelmeer, Fuji :bye:
      Warum ich nicht ans Meer ziehe? Ich brauche die Sehnsucht!
    • Danke für den tollen Bericht!

      Vielleicht ist in den Sauerstofftabletten irgendwas drin, was die Garnelen nicht verkraftet haben? 6h im Beutel hätten sie locker schaffen müssen.

      Ich nehme immer batteriebetriebene Membranpumpen mit.
      Gruß, Robert
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      I) 460l Miniriff
      Algenrefugium, 180W LED (DIY), Mondphasen- und Strömungssimulation, DIY-Wavebox, Balling, DIY-Aquariencomputer
      II) 240l Nord-/ Ostsee / Mittelmeer - Anemonenaquarium
      35g/l Salz, je nach Jahreszeit 10...20°C, gekühlt über Erdleitung, 30W LED
      III) 200l Nord-/ Ostsee - Röhrenmäuler
      60W LED, Wasserkreislauf verbunden mit II)
    • Vielen Dank @Achim, Robert und Oliver!

      Ja ich bin mittlerweile auch sicher, dass es an den Tabletten lag! Ich hatte ja schon einmal eine Tüte voller Palaemon ohne O2-Tabs und Pumpe einen halben Tag bei voller Augusthitze im Zug und die Tiere waren in Deutschland angekommen putzmunter und einige sind nach 4 Jahren (!) immer noch topfit!
      Wie die Spallanzanii bei mir leben? Nun ich zerreibe alle zwei Tage etwas Trockenfutter und dieses Pulver erreicht mit der Strömung jeden Wurm. Vor allem aber füttere ich die Clibanarius erythropus mit Futtertabletten. Die zerkleinern diese sogleich und füttern damit die Sabellen.
      Sie wachsen und gedeihen übrigens prächtig. Zwischen den angehängten Teilfotos liegen ca 3 Monate. Mittlerweile sind die Würmer noch größer.

      Viele Mittelmeergrüße vom momentan mondlichtspotbeschienenem Wohnzimmermittelmeer, Fuji
      Warum ich nicht ans Meer ziehe? Ich brauche die Sehnsucht!